Städtische
Baukunst.
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Werke, wo in der engen Strasse ohnehin sparsames Licht
eindrang, vieler und möglichst grosser Fenster, Welche
in den unteren, für die Aufbewahrung der Waaren die-
nenden 'l"heilen hoch hinauf gezogen wurden, in den
oberen Stockwerken aber die breite Vorderseite fast ganz
ausfüllten. Diese Fenster bestanden immer aus schmalen
Abtheilungen ,
die
man
11a ch
Belieben
schliessen
oder
öffnen konnte, um Licht und Wärme zu temperiren. Sie
wurden daher durch Säulchen oder kleine Mauerstreifen
getheilt, welche kleinere, von grösseren überwölbte Bögen
trugen oder doch, wenn man der Balkendecke entsprechend
auch die Fenster gradlinig deckte, zu Gruppen verbunden
Wurden, in denen sich der Charakter der verschiedenen
Stockwerke aussprach und die nach oben zu, besonders
in den Dachräumen, der Zahl und Grösse nach abnahmen.
S0 hatte man in den Grundformen des bürgerlichen Hauses
ohne es zu beabsichtigen und durch das Bedürfniss eine
dem höheren Style zusagende Form erhalten, und die
städtische Strasse mit ihren hohen schlanken, in ihrer
Gliederung aufstrebenden, im Giebel zugespitzten Häusern
gewährte wieder einen ähnlichen Anblick wie die Kirchen;
sie bestand wie diese aus ganzen Reihen verticaler Archi-
tekturen. Wir sehen wie die Richtung der Zeit zur
baulichen Form wird. Denn in der schlanken Gestalt
des einzelnen Hauses spricht sich der Geist der Freiheit
und Selbstständigkeit aus, vermöge dessen der Familien-
vater sich sondert und sein Hauswesen bildet, im Anblick
der Strasse aber, wo sich Giebel an Giebel reihet, der
Geist der Gemeinsamkeit, der die Einzelnen zu einem
Ganzen verbindet.
Häufig benutzte man das untere
nannten Lauben, bedeckten und
Stockwerk zu soge-
meistens gewölbten