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Abweichende
Formen.
Verbindung auf einfachen oder gekuppelten Säulchen
Gruppen bildete, und so die ganze Breite der Faeade
mit reichem Schmuck belebte und in senkrechten Ab-I
theilungen gliederte. Die Säle nahmen hier oft die Höhe
von zwei Stockwerken der Gallerien und der aus diesen
zugänglichen kleineren Gemächer einig], so dass in ähn-
licher Weise, wie Nebenschilfe und Emporen neben dem
Hauptschiffe der Kirchen, sich höhere und niedrigere
Räume zu einem Ganzen verbanden, das also auch hier
wie in der Kirche aus Gruppen ungleicher Theile zu-
sammengesetzt war.
Noch deutlicher spricht sich der Charakter des Mittel-
alters in der städtische n B aukunst aus'm). Die
Bürger der alten Welt legten ihre Wohnungen auf ge-
räumiger Fläche an, um zwischen niedrigen Gemächern
einen Hofraum zu gewinnen, auf dem das häusliche Leben
unter freiem Himmel verging. Die Städte des Mittel-
alters mussten dem angreifenden Feinde möglichst wenig
Mauer darbieten; ihre Bewohner drängten sich daher in
engen Räumen zusammen, und mussten, ohnehin durch
Klima und Sitte mehr auf die Stube angewiesen, sich nach
oben ausdehnen. Zugleich erforderte sowohl die Siche-
rung gegen Strassenkämpfe als die Abgeschlossenheit
der Familie, dass die Häuser ihre schmale Seite, den mehr
oder weniger hohen und spitzen Giebel, nach aussen
wendeten. Die tiefen Zimmer, welche durch diese Anlage
entstanden, bedurften daher, besonders im unteren Stock-
a) S0 scheint es, nach den im Inneren erhaltenen Halbsäulen, im
Palast zu Goslar gewesen zu sein und so war es im Crosby-Hull
in London (Britton V01. 4).
H) [interessante Nachrichten über Städteanlagen des 12. und 13.
Jahrh. in mehreren Gegenden des westlichen Frankreichs in den
Annales archeologiqnes. V01. 4. pag. 161. IT. und Vol. 6. pag. 71 K.