Associationsprixlcip.
17
Lösung führen werde. Man sprach es nicht so aus, aber
man dachte _sich das Leben der Christenheit wie einen
organischen Körper , in Welchem grade durch die
Trennung zweier Potenzen de? Umlauf der Säfte um so
reger betrieben wird. Und wirklich war es so, Kirche und
Staat, wie Geist und Körper einander entgegengesetzt
und doch entsprechend, erhielten sich wechselseitig in
Spannung und Thätigkeit; jede war der andern unent-
behrlich. Die unbedingte Niederlage der einen hätte die
Siegerin zurTyi-annei und dadurch zu ihrem Sturze geführt.
Dass es dahin nicht kam, verdankten beide nicht der
Weisheit ihrer Leiter, sondern ihrer innern Organisation.
In der Kirche wie im Staate gab es nicht bloss eine Un-
terordnung, sondern auch andere nicht minder feste Ver-
bindungen. Auf allen Abstufungen des Ranges schlossen
sich die Gleichgestellten enge aneinander an; aus der
gleichen Thätigkeit und der Wahrung gemeinsamer Rechte
entstand ein Gefühl der Verbrüderung, das inniger war
als das Band des Gehorsams gegen den Obern. So bil-
deten die Vasallen desselben Lehnsherrn, die Geistlichen
jedes Stiftes und Bisthums, theils durch ausdrückliche
Satzung theils durch innere Verwandtschaft, Genossen-
schaften, welche sich dann wieder mit andern gleich-
gestellten Genossenschaften innerlich verbunden fühlten
und so sich durch die ganze Christenheit fortsetzten.
Dadurch wurde die Kraft der Herrschenden geschwächt,
aber auch ihrer Willkür gesteuert, und die Gefahr, die
aus dem Widerstreit der beiden grossen Gewalten elli-
stand, gemildert. Denn da jeder Einzelne zugleich Christ
und Unterthan, der Kirche und dem Staate verpflichtet
war, so hatten die Gebietenden eine wohltllätige Söllranke
in dem Gewissen ihrer Untergebenen. Die öffentliche
lV. 2