Kreuzgänge.
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Später legte man sie an der Seite, gewöhnlich an der
Südseite der Kirche an und versah sie mit einem oberen
Stockwerke, in Welchem die Kapitularen oder Mönche
wohnten. Sie wurden deshalb frühe überwölbt, und nach
der Seite des Hofes hin offen gelassen, um den Geist-
lichen einen gesicherten Ort stiller Erholung und des
Luftgenusses zu gewähren. Ihre Oeifnungen gegen den
Hof bestanden aus Arcaden, welche nach derWeise der
Fenster und Triforien der Kirche gestaltet und zu Grup-
pen verbunden wurden. Da sie einen minder ernsten,
den Ruhestunden gewidmeten Platz begränzten, so trugen
sie auch in architektonischer Beziehung einen heiteren
Charakter und wurden frühzeitig mit Bildwerk ausgestattet
und in anmuthigen, möglichst leichten Formen gebildet.
Jeder Styl bot dazu verschiedene Vortheile; der romanische
durch seine breiten, zu bildlicher Ausschmückung geeig-
neten Flächen, der gothische durch die feine Gliederung
und reiche Schwingung seiner Stäbe und durch das durch-
brochene Maasswerk, welches, hier nicht durch Glas ge-
schlossen, den freien Himmel und das Grün der oft mit
Bäumen besetzten Höfe anmuthig durchblicken liess. An
den Kreuzgang stiessen gewöhnlich die Versammlungs-
räume der Convcntualen an, namentlich der Kapitel-
saal für gemeinsame Berathungen und der Speisesaal,
das Refectorium. Beide waren später meistens ge-
wölbt und durch Säulen oder Pfeiler gestützt, wodurch
denn, da von jeder Säule vier verschiedene Gewölbe
ausgingen, eine reiche palmen- oder fächerartige Entfal-
tung der Gewölbrippen entstand. Grössere Gemächer die-
ser Art, namentlich die Speisesäle, enthielten häufig
mehrere Säulenreihen, und die Architektur hatte bei dieser;
mit Vorliebe behandelten Räumen eine Gelegenheit sich