Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Kreuzgänge. 
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Später legte man sie an der Seite, gewöhnlich an der 
Südseite der Kirche an und versah sie mit einem oberen 
Stockwerke, in Welchem die Kapitularen oder Mönche 
wohnten. Sie wurden deshalb frühe überwölbt, und nach 
der Seite des Hofes hin offen gelassen, um den Geist- 
lichen einen gesicherten Ort stiller Erholung und des 
Luftgenusses zu gewähren. Ihre Oeifnungen gegen den 
Hof bestanden aus Arcaden, welche nach derWeise der 
Fenster und Triforien der Kirche gestaltet und zu Grup- 
pen verbunden wurden. Da sie einen minder ernsten, 
den Ruhestunden gewidmeten Platz begränzten, so trugen 
sie auch in architektonischer Beziehung einen heiteren 
Charakter und wurden frühzeitig mit Bildwerk ausgestattet 
und in anmuthigen, möglichst leichten Formen gebildet. 
Jeder Styl bot dazu verschiedene Vortheile; der romanische 
durch seine breiten, zu bildlicher Ausschmückung geeig- 
neten Flächen, der gothische durch die feine Gliederung 
und reiche Schwingung seiner Stäbe und durch das durch- 
brochene Maasswerk, welches, hier nicht durch Glas ge- 
schlossen, den freien Himmel und das Grün der oft mit 
Bäumen besetzten Höfe anmuthig durchblicken liess. An 
den Kreuzgang stiessen gewöhnlich die Versammlungs- 
räume der Convcntualen an, namentlich der Kapitel- 
saal für gemeinsame Berathungen und der Speisesaal, 
das Refectorium. Beide waren später meistens ge- 
wölbt und durch Säulen oder Pfeiler gestützt, wodurch 
denn, da von jeder Säule vier verschiedene Gewölbe 
ausgingen, eine reiche palmen- oder fächerartige Entfal- 
tung der Gewölbrippen entstand. Grössere Gemächer die- 
ser Art, namentlich die Speisesäle, enthielten häufig 
mehrere Säulenreihen, und die Architektur hatte bei dieser; 
mit Vorliebe behandelten Räumen eine Gelegenheit sich
	        
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