274
Abweichende
Formen.
vorhandenen Materials hervorgingen, zum Theil aber auf
der besonderen Bestimmung der Gebäude, Wodurch sich
z. B. Klosterkirchen von Pfarrkirchen und unter jenen
wieder die der verschiedenen Orden von einander unter-
scheiden. Endlich aber gehen sie auch aus freier Wahl,
aus der Neigung zu_ ungewöhnlichen Structuren oder
aus architektonischen Versuchen hervor, Wohin denn
namentlich viele der Formen gehören, welche in der Zeit
des Uebergangs des einen Styls in den andern aufkamen.
Von allein diesen habe ich hier nur einen allgemeinen
Ueberblick zu geben, da das, was eine specielle histori-
sche Wichtigkeit hat, unten seine Stelle findet.
Zu den abweichenden Kirchenformen gehört zunächst
der rechtwinklige Schluss des Chors, der in England und
im Ordenslande Preussen herrschend ist und bei gewis-
sen Mönchsordexi, die überhaupt schmucklose Kirchen
liebten, oder auch sonst zuweilen bei einer Beschränkung
des Raums vorkommt. Ferner erscheint der Grundriss
oft nicht bloss als ein einfaches, sondern als ein (lOp-
peltes Kreuz in der Art, dass zwei Querbalken in der
Mitte des Gebäudes, (wie in England häufig) oder ein brei-
ter Vorbau auf der Vorderseite (wie nicht selten in frühen
deutschen Bauten) angebracht waren. Eine andere Eigen-
thümlichkcit ist die, dass die Seitenschiffe oft nicht nie-
driger sind, als das Mittelschiff, sondern gleich, oder
doch fast gleich hoch, wo denn das Mittelschiff
keine Fenster enthält. Dies findet sich häufig in den
früheren Bauten des südlichen und westlichen Frankreichs
und zwar in der Art, dass das Mittelschiff mit einem
Tonnengewölbe, die Seitenschife aber mit halben, gegen
jenes mittlere anstrebendeil 'l'onnengewölben bedeckt
sind. In Deutschland dagegen bildete sich eine solche