Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Abweichende 
Formen. 
vorhandenen Materials hervorgingen, zum Theil aber auf 
der besonderen Bestimmung der Gebäude, Wodurch sich 
z. B. Klosterkirchen von Pfarrkirchen und unter jenen 
wieder die der verschiedenen Orden von einander unter- 
scheiden. Endlich aber gehen sie auch aus freier Wahl, 
aus der Neigung zu_ ungewöhnlichen Structuren oder 
aus architektonischen Versuchen hervor, Wohin denn 
namentlich viele der Formen gehören, welche in der Zeit 
des Uebergangs des einen Styls in den andern aufkamen. 
Von allein diesen habe ich hier nur einen allgemeinen 
Ueberblick zu geben, da das, was eine specielle histori- 
sche Wichtigkeit hat, unten seine Stelle findet. 
Zu den abweichenden Kirchenformen gehört zunächst 
der rechtwinklige Schluss des Chors, der in England und 
im Ordenslande Preussen herrschend ist und bei gewis- 
sen Mönchsordexi, die überhaupt schmucklose Kirchen 
liebten, oder auch sonst zuweilen bei einer Beschränkung 
des Raums vorkommt. Ferner erscheint der Grundriss 
oft nicht bloss als ein einfaches, sondern als ein (lOp- 
peltes Kreuz in der Art, dass zwei Querbalken in der 
Mitte des Gebäudes, (wie in England häufig) oder ein brei- 
ter Vorbau auf der Vorderseite (wie nicht selten in frühen 
deutschen Bauten) angebracht waren. Eine andere Eigen- 
thümlichkcit ist die, dass die Seitenschiffe oft nicht nie- 
driger sind, als das Mittelschiff, sondern gleich, oder 
doch fast gleich hoch, wo denn das Mittelschiff 
keine Fenster enthält. Dies findet sich häufig in den 
früheren Bauten des südlichen und westlichen Frankreichs 
und zwar in der Art, dass das Mittelschiff mit einem 
Tonnengewölbe, die Seitenschife aber mit halben, gegen 
jenes mittlere anstrebendeil 'l'onnengewölben bedeckt 
sind. In Deutschland dagegen bildete sich eine solche
	        
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