Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Der 
gothische 
Styl. 
schnitten besteht, die immer vermehrt werden können. 
Jener giebt daher eine abgeschlossene Individualität, diese 
eine Welt von Einzelheiten. Jener ist cbjectiv und männ- 
lich, gleicht der vollbrachten That, während der gothi- 
sche Styl subjectiv und weiblich ist, eine warme, aber 
unbestimmte Empfindung erweckt. Ein organisches Leben 
ist in Beiden, auch im griechischen Bau lässt die Bildung 
seiner Glieder ein Wachsen und Werden erkennen, aber 
es ist vorüber und liegt hinter ihm; im gothischen Bau 
ist es gegenwärtig und die Formen erscheinen, wie in 
der vegetabilischen Natur, noch werdend und unfertig. 
Daher hat der gothische Bau bei aller Pracht den Cha- 
rakter des Bescheidenen und Demüthigen im christlichen 
Sinne des Wortes, während die griechische Form der 
naive und milde Ausdruck eines edeln, aber vollgenügen- 
den Selbstgefiihls ist.
	        
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