Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Thurmbildung. 
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Aaus dem ganzen Systeme sich ergebende Consequenz 
betrachten; auch erkennen wir bei allen Thürmen mehr 
oder weniger, dass dieser Gedanke dabei zum Grunde 
gelegen. Allein zur vollen Ausführung gelangte er nur 
in seltenen Fällen, in grosser Dimension und mit reichem 
durchbrochenen Maasswerke des Heimes fast nur in 
Deutschland, in Frankreich seltener und nie so reich ge- 
schmückt und luftig durchbrochen, in England fast nie, 
indem hier die meisten Thürme an ihrem viereckigen 
Theile mit einer Gallerie lmd vier isolirten Eckfialen be- 
krönt und beendigt sind. Und selbst in DeÜschland sind nie- 
mals beide Thürme in gleicher Vollendung zur Ausführung 
gelangt. Es ist dies eine Folge des gewaltigen Zeit- 
aufwandes, den die gothische Kirche erforderte. Ein so 
grosses und zugleich so durchbildetes Werk zu beenden 
war nicht die Sache eines Menschenlebens, es nahm die 
Kräfte vieler Generationen in Anspruch und konnte bei 
den Unterbrechungen, welche äussere Schicksale in so 
langer Dauer nothwendig herbeiführten, nur im Laufe von 
Jahrhunderten beendet werden. Man begann dabei natür- 
lich mit dem Nothwendigsten, mit den Theilen, welche 
dem Cultus dienten oder als Zugänge für diesen unent- 
behrlich Waren; an die Thurmspitzen gelangte man zu- 
letzt. Daher fielen sie, wenn sie überhaupt noch zur 
Ausführung kamen, den Händen, späterer Meister zu und 
Wurden von ihnen in dem mehr oder weniger veränder- 
ten Geschmack ihrer Zeiten behandelt. 
Auch auf andere Theile hat diese lange Dauer des Baues 
Einfluss, und nicht leicht wird einer der grösseren Dome 
gefunden werden, an dem sich nicht der Lauf der Jahr- 
hunderte ausgeprägt hätte. Selbst dann, wenn das We- 
sentliche des Gebäudes in ununterbrochener Folge voll.
	        
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