Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

'l'hurmbildung. 
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um das Regenwasser von den Mauern entfernt aus ihrem 
geöffneten Rachen zu speien. Menschliche Gestal- 
ten sind zwar nicht bloss an den Portalen, sondern auch in 
den Gallerien, in den Nischen der Strebepfeiler und an 
den Giebeln vielfach angebracht, aber stets als freies 
Bildwerk, nie mit irgend einem architektonischen Dienste 
belastet, durch Heiligenhäuschen oder Baldachine würdig 
bewahrt. So ist auch in der Ueberfülle des Reichthums 
alles klar und mit vollstem Bewusstsein geordnet. 
Die letzte und nicht unwichtigste Aufgabe war dann 
die Gestaltung der Thürme, welche als die freiesten, 
jedes dienenden Zweckes enthobenen Theile reich 
verziert werden mussten, um die Herrlichkeit der Kirche 
Nahen und Entfernten zu verkünden. Im Allgemeinen 
waren die Regeln für ihre! Ausbildung die der Fialen, nur 
dass sie hier in grösserem Maassstabe angewendet wur-A 
den. Daher gehörten zu einem vollständig entwickelten 
Thurme drei verschiedenartige Theiled Zunächst der un- 
tere, der Kirche anliegende, der nothwendig aus mehreren 
grossen, viereckigen Stockwerken bestand. Dann 
wieder ganz oben die pyramidale Spitze, für die aber 
ihrer Ausdehnung wegen weder die vierseitige Form, 
die zu grosse Flächen gab, noch die runde, welche dem 
viereckigen Unterbau zu wenig entsprach, sondern noth- 
wendig eine mehrseitige, aber doch dem Viereck zu- 
sagende, mithin die ac hteckige Gestalt geboten war. 
Der mittlere Theil endlich war dann dazu bestimmt, den 
Uebergang zwischen den senkrechten Mauern des 
Vierecks und dem pyramidalen Ach teck zu bewir- 
ken. Dies geschah in der einfachsten und edelsten Weise 
dadurch, dass man aus den Winkeln des viereckigen 
Unterbaues vier hohe Fialen empor führte und sie durch
	        
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