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Der
gothische
StyL
machen, indem man die Gliederung derselben bis an den
äusseren Rand fortsetzte, sie also über die Mauer weit
hinausreichen liess, wie eine Art Vorhalle. Wenn dies
an allen. drei Portalen geschah, so gab man auch diesen
Strebepfeilern dieselbe Horizontaltheilung wie den
senkrechten Wänden der Portale, versah sie wie diese
mit Statuen und erhielt dadurch einen Zusammenhang
des Ganzen und eine fortgeführte Statuenreihe. Indessen
durften die Bögen, welche nun hier ausserhalb der Mauer frei
emporragten, nicht ohne einen Abschluss bleiben; jeder
von ihnen wurde daher durch einen hoch hinaufreichen-
den Spitzgiebel bedeckt, welchem die Fialen des
ersten Pfeilerabsatzes als senkrechte Beflügelung dienten
und der gewöhnlich auf seiner Schräge mit Blattwerk
und auf der Spitze mit einer Kreuzblume versehen
wurde.
Bei der weiteren Ausstattung der Facade kam es
darauf an, neben dem verticalen Element, das hier durch
die an der Wand aufsteigenden Strebepfeiler, durch den
gewaltigen Giebel des Oberschiifs und endlich durch die
Thürme überwiegend vorherrschte, auch das Horizon-
tale geltend zu machen, was grade hier um so nöthiger
war, da an dieser Stelle die Einheit des Ganzen, im Ge-
gensatz gegen die Zerklüftung der Seitenwände, ausge-
drückt sein musste. Daher gab man der Facade anschei-
nend mehrere Stockwerke, Welche theils durch die Fen-
ster, theils durch Gallerien gebildet wurden, die, den Tri-
forien des Inneren ähnlich, sich über die gesammte Mauer-
breite aller drei Schiffe fortzogen und sich an die Strebe-
pfeiler, wie jene an die Tragepfeiler anschlosserl.
Eine Schwierigkeit erregte hiebei dieAusgleichung der
Fenster des Mittelschiffes und der Seitenschiife. Denn,