Portale.
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Da. sich über jeder Statue ein solcher Bogen von Gestal-
ten erhebt, so laufen diese Gestaltenreihen parallel
und mit symmetrischer Beziehung ihrer Gruppen empor,
wobei denn, da der innere Bogen kleiner ist als der be-
nachbarte äussere, jener gewöhnlich eine Gruppe weni-
ger erhält.
Unterwerfen wir dies gothische Portal einer rein ar-
chitektonischen Kritik, so kann man nicht läugnen, dass
es dem romanischen nachsteht; überlassen wir uns aber
der malerischen Wirkung, so sind wir für diesen Verlust
in andrer Weise entschädigt. An die Stelle jener wür-
digen, aber einfachen Erscheinung ist nun eine Welt von
Gestalten getreten, und das reichste Spiel von Licht und
Schatten auf den Körpern selbst und auf der weich ge-
schsvungenen Gliederung ihres Hintergrundes fesselt das
Auge und beschäftigt den Sinn.
Die Faeade der Kreuzschiife erhielt meistens nur Ein
Portal i), die vordere dagegen bei reicheren Kirchen
drei welche dann durch die Strebepfeiler von ein-
ander getrennt Wurden und mithin den drei Schiffen ent-
sprachen Sehr häufig fand man aber diese mächtig
vertretenden Pfeiler, zumal wenn sie zur Sicherung der
Thürrne ungewöhnlich stark gebildet werden mussten,
zu plump und der Facade unangemessen. Man benutzte
sie daher, um die Portale noch grösser und reicher zu
i) Der
Portale.
Dom
zu Chartres
und der
zu Köln haben auch hier drei
H) Ausnahmsweise bei grösseren Kirchen, z. B. bei der L0-
renzkirche in Nürnberg und sehr häufig bei kleineren oder einfache-
1' eh Gebäuden kommt auch hier nur Ein Portal vor.
Am Dom zu Chartres führen ausnahmsweise alle drei Portale ill
das Mittelschiif, während die Thurmmauer undurchbroclien von unten
beginnt.