258
gothische
Der
Styl.
denheit.
romanis che Portal
Das
hatte
in
der That
eine
seltene Schönheit, die der gotlnische Styl nicht leicht
übertreffen oder auch nur erreichen konnte. Die kräf-
tige Gliederung, die einfache, concentrische Schwingung
der Kreisbögen, die reiche geheimnissvolle Ornamentik
waren dieser Stelle vorzugsweise zusagend; während
die zarte Gliederung und die weichen Uebergänge des neuen
Styls, da sie an sich selbst einen decorativen Charakter
hatten , nicht geeignet waren, einer selbstständigen
Ornamentik als Gegensatz und Unterlage zu dienen.
Die Verzierungen, welche dieser Styl erzeugte, der
durchsichtige Blätterkranz der Kapitale oder das scharf-
sinnige Spiel des Maasswerks reichten nicht aus, um
diese wichtigste, nach Aussen gewendete Stelle kräftig
und würdig zu schmücken man war daher angewiesen,
den Mangel der Architektur durch Plastik zu ersetzen,
dem Portale durch freies, darstellendes B i l d we rk, durch
die menschliche Gestalt in heiligen Beziehungen die ihm
zukommende Bedeutsamkeit zu verschaffen. Am romani-
scben Portale waren Statuen und Reliefs entbehrlich, hier
war dieser plastische Schmuck die Hauptsache. Die Archi-
tektur wurde daher auch diesem Zwecke gemäss modificirt;
man erweiterte die Höhlungen und verkleinerte die Rund-
stäbe, so dass jene als Nischen, diese als Einrahmung der
grossen Statuen dienten, und liess statt der Kapitäle Balda-
chiue in den Höhlungen eintreten, welche dieStatuen deckten
und nebenher den decorativen Zweck der Kapitäle erfüllten.
Indessen war dies Verfahren keinesweges willkürlich,
sondern in jeder Beziehung wohlbegründet. Die Archi-
tektur bedarf selbst der Plastik, und da das Princip des
gothischen Styls durch seine lebendige Consequenz sie
aus den constructiven Theilen verdrängte, so musste es