Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Zwei 
Schwerter. 
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Die Kirche selbst erkannte dies gewissermaassen an, 
indem sie dem Ritter bei Anlegung der Waffen, den] 
Fürsten bei seiner Krönung ihre Weihe gab, indem sie 
ihr Amt in Anspruch nahm. Wenn die Kirche von un- 
mittelbarer Stiftung durch Christus ausging, so waren auch 
die weltlichen Herrscher geheiligte Häupter, auch ihnen 
gebührtc eine gewisse Selbstständigkeit. 
Der Streit erlosch niemals und immer auf" s Neue 
widersprachen sich die Ansprüche der Theokratie und 
der kaiserlichen Obergewalt. Aber die Natur der Dinge 
gestattete keinem den Sieg und die allgemeine Ansieht 
brachte selbst diesen Streit in ein friedliches System, 
das in der That schöner und lebendiger War, als jene 
schroffen 'l'heorien. Die gegenseitigen Ansprüche spra- 
chen sich in mächtigen Glcichnissen aus. Gregor und 
Innocenz hatten die päpstliche Gewalt die Sonne, die 
kaiserliche den Mond genannt; die W ortführer der welt- 
lichen Macht bezeichneten diese dagegen durch das 
Schwert, das als ein natürliches Symbol den Fürsten 
vorgetragen zu werden pflegte und der Kirche versagt 
war. Allein die Kirche fand, dass auch die Jünger des 
Herrn Schwerter geführt und zwar zwei Schwerter; sie 
nahm daher eine Doppelgeuralt und ein ihr verliehenes 
Anrecht auf beide Schwerter, das weltliche und das geist- 
liche, an. Die Stimme des Volkes endlich hielt diese 
Zweiheit, nicht aber den aussehliesslichen AnsprllCll der 
Kirche begründet; sie sprach von zwei S o n nen , welche 
die Christenheit erleuchteten , zwei Schwertern, 
welche sie beherrschten. Beide Gewalten, so meinte man, 
seien von Gott eingesetzt, jede gleich notlmiendig für 
das Wohl der Christenheit. Jeder Eingriff der Plinen in 
das Gebiet der Andern, jeder Versuch, beide Schwerter
	        
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