Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Stellung 
der Thürme. 
255 
geschlossene Mauern, jetzt durch Eingänge, früher also, 
wenn man will, durch die Kirche, jetzt durch die herbei- 
strömende Gemeinde. Indessen waren die Facaden der 
Kreuzschiffe der vorderen keinesweges gleichgestellt, 
sondern hatten sehr viel geringere Bedeutung, namgntljch 
dadurch, dass sie nicht, wie diese, mit Thürmen verbun- 
den waren. Jenes romanische Centralsystem, nach 
welchem die Kreuzschiffe mit dem Chore sich um die 
mittlere Kuppel gruppirten, war jetzt nicht mehr anwend- 
bar, da alle Schiffe sich zu breit ausdehnten, um eine 
zusammenhängende Gruppe zu bilden. Dem hoch anstei- 
genden Dache, das sich auf der Kreuzung mit Scharfgn 
Linien schnitt, sagten weder die flachen Kuppeln des 
romanischen Styls, noch hohe Thürme, die man zuweilen 
hier anbrachte, zu; beide erschienen zu lastend für die 
scharfe Schneide dieser Dächer. Man liess daher diesen 
Punkt 
entweder 
unverziert 
oder 
besetzte 
ihn 
nur 
mit 
einer kleinen Spitze, einem s. g. Dkachreiter. Die 
Anbringung von Thürmen auf den äussersten Enden des 
Kreuzschiffes war ebensowenig rathsam, weil dadurch 
diesem Nebentheile der Kirche eine unverdiente Bedeu- 
tung, zum Schaden des Hauptschiifes, beigelegt sein 
würde k). Sie verschwanden daher hier gänzlich. Hier- 
aus ergab sich denn die eigenthümliche Gestalt der 
Kreuzfaqaden, indem nun das schlanke Oberschiff mit 
seinem Giebel frei zwischen den niedrigen Seitenschiifen 
stand und der Strebebögen bedurfte, die hier aber nicht, 
 Anfangs schwankte man noch; an dem Dome zu Chartres und 
an dem zu Rheims sind an jeder Kreuzfaqade die Anlagen zu zwei 
starken Seitenthürmen zu erkennen, deren Ausführung man nachher 
aufgab. An St. Stephan in Wien sollen die später angebauten 
Thiirm e (von denen der eine bekanntlich vollendet ist) den Mangel 
der dem alten Bau fehlenden Kreuzschilfe ersetzen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.