Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Strebebogen. 
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schräger Linie an den Strebepfeiler des Oberschiffes in 
der Nähe des Dachgesimses anlegte. Uebel-al], wo eine 
mittlere Reihe von Tragpfeilern zwischen dem Mittelschiff 
und den Aussenmauern steht, mithin bei fünfschifiigen 
Kirchen und bei dem Kapellenkranze der Chöre, giebt es 
zwischen den Strebepfeilern an der Aussenwand und de- 
nen des Oberschiffes noch eine dritte, mittlere Reihe von 
Pfeilern, wodurch denn eine zwiefache Reihe von Strebe- 
bögen bedingt ist. Diese mittleren Strebepfeiler mussten 
aber , schon weil die von ihnen ausgehenden Bögen hö- 
her hinaufreichten, selbst höher gebildet werden als die 
unteren und standen daher, da sie auf Tragpfeilern von 
gleicher Höhe ruhten, mit einem grösseren Stücke frei 
in der Luft. Man hielt es daher in diesem Falle häufig 
zu grösserer Sicherung für rathsam, von Pfeiler zu Pfei- 
ler nicht einen, sondern zwei Strebebögen übereinan- 
der anzubringen, um so den Druck zu theilen. Es entstand 
daher hier ein sehr reiches und complicirtes System zu- 
nehmender Steigerung in senkrechten Pfeilern und schrägen 
stemmenden Linien. Endlich stiegen dann die Strebepfei- 
ler des Oberschilfes mit ihren Fialen noch über den 
Dachrand hinaus, an welchem man gewöhnlich als Zierde 
und zum Zwecke des Umganges eine offene Gallerie, mei- 
stens von fortlaufenden Pässen, anbrachte. Dahinter er- 
hob sich dann das gewaltige Dach des Oberschiffes und 
zwar in einem ungewöhnlich steilen Winkel. Dieses 
Ansteigen war weder eine Folge der Gewölbe, da ihre 
Scheitellinie nicht über das Gesimse hinausreichte, noch, 
wie man gemeint hat, des nördlichen Klimais, da die fla- 
cheren Dächer des romanischen Styls demselben genügt 
hatten; auch behielt die gothische Architektur in 
England diese flachen Dächer ohne Nachtheil bei. Nur
	        
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