Rittcrthuln.
soviel auf Erden möglich, in äusserer sichtbarer Gestalt
aufgerichtet werden.
Es schien in der That in manchen Augenblicken, als
ob dies System zur Wahrheit werden würde; der Kaiser
beugte sich, die Widerstrebende Priesterschaft musste sich
strengerem Gehorsam fügen, die gesammte Christenheit
erglühte in Begeisterung zu frommer That. Allein gerade
auf diesem Höhenpunkte trat eine Gegenwirkung ein.
Schon längst hatte die Frage, wie sich das Waffen-
handwerk mit christlicher Gesinnung vereinbaren lasse,
viele Gemüther beunruhigt; man näherte sich einer
willkommenen Lösung, indem man es als einen äussern
Dienst, aber für die Sache Gottes betrachtete. Man
sah und bei dem lilangel kräftiger Obrigkeit nicht mit
Unrecht in der edeln Handhabung der Waffen ein
Mittel, die Unschuld zu schützen, dem Verbrechen zu
wehren, den Schwachen, den Priestern, VVittWen und
VVaisen zu ihrem Rechte zu verhelfen. Durch ein
öffentliches
Bekenntniss
und
Gelübde
dieser
Pflichten
bei Annahme der Waffen glaubte man sich in der ge-
rechten Uebung des bedenklichen Berufs am besten zu
kräftigen. Mit einem Worte, der Gedanke des christ-
lichen Ritterthums entstand. Es fand sogleich eine
glänzende Anwendung in den Kreuzzügeu. Der waffen-
fähige Streiter Christi xierglich sich dem Priester, der
mit dem Worte kämpfte. Auch ihm war ein Amt in
der christlichen bVeltorduung geworden, ein Amt, das
selbstständige Verwaltung und andere Tugenden erfor-
derte, als die des Geistlichen. Man bemerkte, dass
Priester und selbst Päpste nur eben sündige Menschen
seien, und dass es daher Fälle geben konnte, wo der
Laie vermöge seines Amtes ihnen entgegen treten durfte.