Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Polychromie. 
2-11 
sehen, waren meist dunkel und kräftig, an den Stellen rej- 
cheren Schmucks, namentlich an den Kapitälen, mit Ver- 
goldung untermischt, gewiss aber mit einer feinen Berück- 
sichtigung der Tinten so gewählt und zusammengestellt, 
dass sie einen harmonischen Eindruck hervorbrachten. Die 
moderne Bildung hat uns an eine scharfe Sunderung des 
Gebiets der plastischen Form von dem der Farben 
gewöhnt und erschwert uns die Vorstellung von der 
architektonischen Wirkung solcher Polychromie; das Mit- 
telalter liebte die Farben und konnte Stärkeres ertragen. 
Indessen dürfen wir uns auch von einzelnen Versuchen 
der Wiederherstellung dieses Farbenschmucks nicht all- 
zusehr leiten lassen und müssen erwägen, dass der Ein- 
druck des Bunten und Unharmonischen, den sie uns leicht 
machen, verschwinden muss, wenn diese Vielfarbigkeit 
durchgeführt ist und den ganzen Raum gleichmässig 
erfüllt. Jedenfalls aber lässt sich nicht verkennen, dass 
diese verschiedenartige Färbung der Architektur vortheil- 
hafter war, als ein einfarbiger Anstrich, der die Bedeu- 
tung der einzelnen Glieder nothwendig abschwächt. 
Mit dieser Färbung der Wände standen denn auch 
die Glas gemäld e der Fenster in nothwendiger Ver- 
bindung. Man könnte geneigt sein, sie schon aus der 
Gewohnheit heiliger Darstellungen in der Kirche zu er- 
klären; denn in der That gaben im gothischen Bau die 
Fenster die einzigen Flächen, die solche aufnehmen 
konnten. Indessen entstanden sie doch nicht aus diesem 
Bedürfnisse; schon die alte Kirche liebte mehrfarbige 
Fenster und im späteren romanischen Style begann, so- 
bald man grössere Fenster anlegte, neben den Wand- 
gemälden die eigentliche Glasmalerei. Dieseging viel. 
mehr aus dem architektonischen Gefühle her-von
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.