Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Ornamentation 
des 
Innern. 
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entweder die Natur oder die geßmetfjsche Regg], 
Er weist jedem seine Stelle ein für allemal an, bestimmt 
nicht bloss, wo Ornamente anzubringen sind, sondern 
bleibt sich auch in der Art derselben gleich. Mensch- 
liche Gestalten kommen nur als freie Darstellung, etwa 
als Statuen an Kragsteinen, oder höchstens an unschein- 
baren Stellen, wo sie der Construction nicht hinderlich 
sind, als Engelgestalten an Consolen, in heraldisch ge- 
formten Figuren oder Köpfen auf Schlusssteinen, T hiere 
gar nicht oder höchstens an ähnlich verborgenen Stellen 
vor. Vegetabilische Formen finden sich nur an den 
Kapitälen oder zuweilen in der Höhlung eines Gesimses, 
niemals dicht gedrängt, sondern als einzelne Blätter in 
lichten Reihen oder leicht verschlungen. Dies Laubwerk 
hat auch nicht mehr die conventionelle, unverständliche 
Form, Wie im romanischen Styl, man erkennt leicht, dass 
der Meister bestimmte einheimische Pflanzen im Sinne 
gehabt hat; aber er geht auch nicht auf eine Nach- 
ahmung der Natur aus, welche mit der architektonischen 
Strenge contrastiren Würde, sondern unterwirft sie geo- 
metrischer Regelmässigkeit und passt sie dem architek- 
tqnischen Zwecke des Gliedes an. Ausserdem kommt 
nur Maasswerk vor, eine künstliche, scheinbar ver- 
wickelte, aber doch nach geometrischen Gesetzen eon- 
struirte Linienverschlingung, und auch dies wurde nicht 
willkürlich angebracht, sondern nur da, wo es sich aus 
dem Constructiven von selbst ergab, in den Fensterfül- 
lungen, an Brüstungen der Gallerien, oder auf Wandfel- 
dem, die aber jenen Theilen symmetrisch entsprachen 
und also auch eine bauliche Beziehung hatten. 
Diese Mässigkejt in der Ornamentation war nicht 
etwa das Werk einer klugen Zurückhaltung oder eines
	        
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