Hierarchie.
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der äussem Einheit, sah sich in ihrem innern Wesen
gefährdet und empfand, dass nur reine Hände die höchste
Leitung übernehmen dürften. Daraus entstand dann eine
neue, mehr hierarchische Weltansicht, die der welt-
lichen Macht nur sehr untergeordnete Rechte einräumte.
Dies grossartige, bekanntlich von Gregor VII. auf die
Spitze getriebene System war etwa folgendes.
Die Christenheit sollte ein grosses Reich mit fester
Ordnung werden; in ihm sollten die Laien ihrem Berufe
folgen, in geheiligter Ehe leben, das-Amt des Schwertes
verwalten, die Früchte der Erde ziehen; alle in gehöriger
Abstufung und Unterordnung unter Fürsten und Königen,
an der Spitze aller der Kaiser. Wenn sie den Körper,
sollte die Kirche die Seele der Christenheit bilden. Sie
sollte rein bleiben von Leidenschaft und menschlicher
Schwäche , die irdische Liebe, die Vaterfreude , jedes
weltliche Treiben war ihren Dienern versagt. Sie sollte
aber auch sicher sein gegen Weltliche Angriffe, daher in
fester Abstufung, in unverbrüchlichem Gehorsam wohl-
geglietlert, aus einzelnen Menschen bestehend, aber von
Einem Geiste durchwaltet. Die Laienwelt empiing dann
von ihr den Genuss des Heils, die Verheissung des Se-
gens, die Erlösung durch Busse, leistete ihr dafür, wo
es dessen bedurfte, den Dienst des Schwertes. An der
Spitze dieser priesterlichen Hierarchie sollte der Papst
stehen, als Stellvertreter Christi, welcher, durch eine
auserlesene Schaar erwählt, nothwendig der Reinste und
Beste sein müsste. Sein Von dem heiligen Geiste ein-
gegebener Ausspruch sollte dann allen Zwist lösen, alle
Ungewissheit heben; zu ihm sollten alle Völker aufblicken,
vor ihm alle Mächtigen sich beugen , V01! ihm alle U11
bilden gerügt werden. Das Reich Gottes sollte dadurch,