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Der
gothisclne
StyL
Gestalt an. Das Gesims, welches in romanischen Bauten
den Raum zwischen den Scheidbögen und den Fenstern
als eine einfache horizontale Linie durchschnilt, kommt
jetzt nicht mehr vor. Bei kleineren und einfacheren
Kirchen war eine solche 'l'heilung der Wand jetzt ent-
behrlich, da bei der grösseren Höhe der Seitenschiffe und
der Scheidbögen und dem tiefer gelegenen Anfang des
Fensters zwischen beiden nur ein geringer Raum übrig
blieb. Bei höheren und reicher ausgestatteten Kirchen
brachte man dagegen Gall erie n an, welche jedoch nicht,
wie die des romanischen Styles, die Tiefe der Seiten-
schiife erhielten und nicht zum Aufenthalte eines 'l'l1eils
der Gemeinde dienten, sondern nur in der Mauer des
Oberschiifes als ein schmaler Umgang hinliefexx, der aber
durch seine nach dem Schiffe zu geöffneten Arcaden ein
mittleres Stockwerk bildete. Die Gliederung dieser Ar-
caden bestand, wie bei den romanischen Gallerien, aus
kleineren von grösseren überspannten Bögen, entsprach
aber durch die Zahl und die Abstände der Bogenstützen
und durch das Maassiverk der Bogenfelder den Fenstern,
von denen letzteres sich nur durch kräftigere Formen unter-
schied. Sie bildeten daher auch in dieser Beziehung
einen Uebergang von den 'l'ragpfeilern zu dem Stabwerk der
Fenster, vom Schweren und Ernsten zum Leichten und
Luftigen. Gewöhnlich haben sie eine unverziertc Mauer
hinter sich, zuweilen ist. diese aber auch von Fenstern
(lurchbrochen, in andern Fällen dagegen fehlt auch der
Umgang hinter ihnen und sie werden zu blinden Nischen,
also zu einem blossen Ornament. In Ermangelung eines
anderen technischen Ausdruckes mag man diese Gallerien
xiach dem Sprachgebrauche der englischen Archäologen