Fenstergliederuxlg.
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nannte diese Art der Verzierung, im Gcgensatze gegen
das an Kapitälen und einigen andern Stellen vorkommende
Laubwerk, Maasswerk und wandte es wie an den
Fenstern auch an anderen Stellen, an Gallerien, Wand-
feldem, Giebeln und sonst, durchbrochen oder blind, an.
Schon aus dieser Schilderung ergiebt sich aber, wie man-
nigfaltige Formen sich aus diesen einfachen geometri-
schen Grundgedanken entwickeln liessen; Geschmack
und Phantasie hatten hier freies Spiel. Anfangs bildete
man das Maasswerk in den Fenstern derselben Reihe
in gleicher Weise, ziemlich bald ging man aber davon
ab und gestattete sich Abwechselungen. Nur die Zahl der
Pfosten war dann gleich, die Verschlingungen über den-
selben aber durften verschieden sein; insoweit fand da-
her jene freiere Symmetrie, die im früheren Style eine
so bedeutende Rolle gespielt hatte, auch hier noch An-
wendung. Bei den Fenstern fortlaufender Reihen brauchte
man meistens die grade Zahl der Oeffnungen, bei sol-
chen dagegen, welche die Mitte einer Gruppe oder einen
Abschluss bildeten, also etwa bei den Fenstern des Chor-
schlusses , oder bei dem mittleren von drei Fenstern der
Kreuzfacade, zog man eine ungrade Zahl vor; jenes
gab den Ausdruck des Unselbstständigen und mithin Fort-
laufenden, dieses den einer (zentralen Einheit.
Auch
die
Gliederung
der
Wände
nahm
eine
andere
Punkte beriihrfe. Zuweilen jedoch ist der innere Bogen dem äussereu
anliegend gebildet, mithin aus demselben Centrum geschlagen und
daher, weil auf kleineren-Basis, spitzer oder mehr lancetförmig. Diese
bei weitem weniger organische Anwendung ist iu England , die an-
dere iu Deutschland und Frankreich vorherrschend. Ausnahmen kom-
men aber auch in Deutschland vor, wie z. B. am Portale der B'raueu-
kirche in Nürnberg. Kallenbach Taf. 55-