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Der
gothische
StyL
der
Areaden
S0
oben
in
den
Pässen
überall
VOIl
den
Einrahmungen sich ablösten, in das Innere der Figuren
hineinragteil und die Blätter dieser blumenälnllichen Ge-
stalten begränzteil. Sie bildeten mit der Einrahmung der
Figur überall ein sphärisches Dreieck, welches entweder
in flachem Stein gehalten oder ganz durchbrochen wurde,
_ri und besonders in dieser letzten Ge-
stalt das Ganze luftig und belebt
x Inachte. Die deutschenWerkmeister
bezeichneten diese Spitzen miteinem derben Vergleich als
Nasen, die englischen nannten sie schlechtweg Spitzen
(cusp, was indessen auch die Mondsichel bedeutet).
Obgleich klein, waren sie nicht unwichtig, indem in ihnen
die treibende Kraft des Ganzen völlig frei und gleichsam
iibermüthig, ohne statischen Nutzen, ins Leere auslief.
Sie wurden daher auch mit Sorgfalt behandelt und oft
durch Kreuzblumen oder zierlichere Gliederung ge-
schmückt. So war denn das Fenster ein durchgebildeter
Organismus, die Pfosten erschienen wie Stämme, die aus
dem Rücken der abgeschrägten Fensterbank hervorwuch-
sen, deren Aeste sich oben vielfach verzweigten und in
einanderschlangen und mit immer reger Kraft im Innern
freiere Gestaltungen hervor-trieben. Zugleich aber war
überall auch nicht eine Spur der Naturnachahmung; alles
bewegte sich vielmehr dem Gesetze des Steines gemäss
in geregelten, geometrisch messbaren Figurenäi). Man
ä) Meistens beobachtete man die Regel, dass alle in demselben
Fenster vorkommenden Spitzbügen gleichartig, d- ll- von gleichen
WVinkehz, mithin entweder alle gleichseitig, oder in gleicher Weise
von dieser Form abweichend sein mussten. Daraus folgte denn, dass
jeder innere und folglich kleinere Bogen den äusseren nur an einem