Drittes
Kapitel.
Der
gothische
Styl.
Die Uebergangsperiode, so schwankend und mannig-
faltig sie war, zeigt doch deutlich eine gemeinsame, den
verschiedensten Bestrebungen zum Grunde liegende Ten-
denz; die nämlich nach schlankeren, zierlicheren, beweg-
teren Formen. Die ruhige Würde des romanischen Styls
war durch die Ausgleichung des verticalen Princips mit
der Horizontallinie hervorgebracht; die Uebergangsperiode
suchte nach stärkerem Ausdruck des Aufstrebens, hob
daher jenes Verticale mehr heraus und gerieth dadurch
in Widerspruch mit den noch beibehaltenen horizontalen
Linien. Der gothische Styl endlich beseitigte dieses Hin-
derniss durch den kühnen Gedanken, von dem alten Her-
kommen horizontaler Lagerung ganz abzugeben, den
ganzen Bau mit schmalen, senkrechten Gliedern zu con-
struiren und die Wände nur als Raumabschluss der offenen
Theile, als blosse Füllungen hineinzufiigen.
war dies kühne "und scharfsinnige System
Indessen
nicht das