Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Religiöse 
Begeisterung. 
erkennen. 
Auch 
wurde 
er 
nicht 
SO 
bestimmt 
und 
klar 
ausgesprochen, und daher auch nicht näher geprüft; aber 
er lag, wie eine unabänderliche Nothwendigkeit, Allem 
zum Grunde , und wurde, wenn auch mit WViderslreben, 
angewandt. Und gewiss war es , wenn auch in unvoll- 
kommener Form, ein begeisternder Gedanke, der zu küh- 
ner That und unbedingter Entsagung anspornen musste. 
Und sofort schien dieser Gedanke in Ausführung 
überzugehen. Denn Während (lerselben Verwirrung, die 
jene religiöse Begeisterung erzeugte, hatte sich bereits 
unbemerkt eine neue, dem Christenthum mehr zusagende 
Form des Staates gebildet, der Lehnsstaat. Ver- 
gleichen wir ihn mit andern Staatsformexi, so erscheint 
er höchst ungewöhnlich und künstlich. Die compacte 
Natureinheit der Völker verschwindet und an ihre Stelle 
tritt eine Masse persönlicher Verhältnisse; die Zufällig- 
keit der Verträge ersetzt die innere Nothwendigkeit, und 
der Staat stellt sich als ein luftiges Gerüst (lar, das von 
der grösseren Zahl der niedern Vasallen aufsteigend, 
durch schmalere Mittelstufen sich bis zu einer einheit- 
lichen Spitze erhebt. Allein in der That entsprach diese 
Form den Verhältnissen und würde, wenn sie Erfindung 
wäre, ein Werk höchster WVeisheit genannt werden kön- 
nen. Denn sie verschmolz die Elemente der bisherigen 
Verfassungen, so dass sie gegenseitig einander milderten 
und gab dem Ganzen ein christliches Gepräge. Zum 
Grunde liegt ein deutscher Begriff, der Begriff der gegen- 
seitigen Treue, wie sie schon in den Gefolgschaften 
der Völkerwanderung die junge Mannschaft mit ihrem 
Führer verband. Diese Treue ist aber nun an Grund 
und Boden geknüpft, nicht mehr vorübergehend und wan- 
delbar, sondern bleibend und erblich; sie gehört einem
	        
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