Ueberblick.
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mit dem Nothwendigen begnügt; die schweren, gedrück-
ten Säulen erscheinen wie das Uebermaass demüthiger
Gesinnung, die überkräftigen Glieder wie ein unbehol-
fener Diensteifer, die bunte Ornamentik mit ihren phan-
tastischen Ausbrüchen verräth die unter der ascetischen
Regel fortlebende Naturkraft und bildet eine nothwendige
Ergänzung; so starker Ernst bedarf so derben Scherzes,
Wir lassen uns auch das Ungeschickte und Kindische
gefallen, wenn wir wahrnehmen, wie nahe es mit der
kindlichen Einfalt und Frömmigkeit zusammenhängt, auf
der auch das Grosse und Gute beruhet. Indessen blieben
diese Mängel liicht unbemerkt und erzeugten das Bedürf-
niss der Abhülfe. Da sie aber ebensowohl wie die Vor-
züge des Styls aus dem Geiste der Zeit hervorgingen,
so konnte dieser Geist sie nicht trennen, nicht diese
beseitigen und jene behalten, sondern musste nach einem
neuen Princip suchen, vermöge dessen er sein Ziel zu
erreichen glaubte. Dies Bestreben brachte anfangs die
Schwankungen des Uebergangs, endlich aber den gothi-
Sehen Styl hervor.