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Der romanische
StyL
Zeichen der sich zum gothischcn Styl, zum Schlanken
und Aufstrebenden hinneigenden Tendenz. Eine hohe
Spitze erhalten diese Thürme nicht, sie sind gewöhnlich
durch ein massig steiles Dach geschlossen, nicht selten
so, dass auf ihren vier oder acht Seiten Giebel aufsteigen,
zwischen denen jenes eingefugt ist.
Es bleibt mir jetzt noch übrig, die Ornamente zu
charakterisiren. In dieser Beziehung ist freilich die Ver-
schiedenheit der einzelnen Länder am Auffallendsten,
nichtbloss in der Zahl der Ornamente und in den Stellen,
an welchen sie angebracht sind, sondern auch im Prin-
cipe ihrer Bildung; doch ist immer so viel Gemeinsames
vorhanden, dass sich eine Uebersicht geben lässt. Die
Stellen, welche verziert wurden, sind zunächst die Säu-
len, vor Allem die Kapitäle, oft auch die Pfühle der
Basis, zuweilen auch die Schäfte. Dann die Bögen,
besonders an den Portalen, manchmal auch die Bögen im
Innern der Kirche, selbst bei roher eckiger Form; dies
namentlich in normännisch-englischen Bauten. Wand-
f elder erhalten nur in gewissen Ländern mosaikaitige
oder flache, dagegen die Gesimse im Innern und noch
mehr am Aeusseren häufig plastische Verzierungen. Im
Ganzen folgt die Ornamentation auch hier dem richtigen
Princip, die Bedeutung des Gliedes, an dem sie erscheint,
zu versinnlichen; häufig aber ist sie willkürlich und ge-
fällt sich gleichsam im WVidersprechenden und selbst Ab-
schreckenden. Zum Theil giebt sie ein blosses Linien-
s piel, ohne sich an irgend eine N aturgestalt anzulehnen,
vielfach aber benutzt sie Motive aus dem Pflanzen-
reiche, aber ohne auf wirkliche Naturnachahmung An-
spruch zu machen , in streng geregelter, converxtiorleller
oder geometrischer Form. Oft gefällt man sich auch