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Der
romanische
StyL
Grundriss dieses ausgebildeten Pfeilers zeigte also statt
eines Rechtecks eine künstlichere Gestalt, welche, wenn
man die vertretenden Halbsäulen ins
f i, Auge fasst, ein Kreuz mit ausgefüllten
Winkeln, und wenn man auch die vor-
springenden Ecken und die zwischen
ihnen liegenden Halbsäulen berücksich-
tigt, eine Art Stern bildet. Verfolgt
man aber, wie es vom Mittelschiffe aus natürlich ist, die
Richtung, in welcher sich der Pfeiler von der vordersten,
den Quergurt tragenden Halbsäule abstuft, und zieht in
Gedanken die Linie, welche durch die äussersten Punkte
dieser Abstufung angedeutet ist, so erhält man ein Qua-
drat, das aber im Verhältniss zu dem ursprünglichen
Pfeiler übereck gestellt ist. Durch diese Abstufung ist
der Durchgang und die Durchsicht aus einem Schiffe in
das andere in ähnlicher Weise erleichtert wie durch die
runde Säule; allein statt der einfachen, abgeschlossenen
Rundung ist jetzt eine mannigfaltige und bewegte Form
gegeben. Es ist als 0b die Pfeiler eine gegenseitige
Anziehung auf einander üben, die, weil sie durch die
Wand zurückgehalten, sich in der Mitte coneentrirt, oder
als ob die mittleren Halbsäulen, wie eifrige Diener da
wo es nöthig ist, mit Bewusstsein und Eleganz vortre-
ten. Mit einem Worte man hatte statt einer einfachen
runden oder eckigen Masse eine reich gegliederte
G rupp e , in welcher die Elemente des Eckigen und des
Runden sich durchdringen und wechselnd verbinden.
Dieser Pfeiler enthält gleichsam den Keim oder den
Extra ct des Gewö lb es und selbst des ganzen Gebäu-
des ; in den vertretenden Halbsäulen sind die Q u e rgu 1-1; en
und die S c h ei d b ö g e n , mithin die rechtwinkligen