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Der
romanische
StyL
innerhalb derselben bildete, sondern sie in kräftigen-er
Form, mit wirklicher Tragekraft, den Pfeilerfläehen an-
legte. Dies setzte freilich voraus, dass ein Bogen vor-
handen war, dem diese Halbsäule als Stütze dienen
konnte; allein dazu fand sich mehr als eine Gele-
genheit.
Zunächst zeigte sie sich unter denVerbindungsbögen
der Pfeiler. Bei grossen Dimensionen des Gebäudes und
namentlich des Pfeilerabstandes war es wünschenswerth,
den Mauerbogen, welcher die obere Wand trug, noch
durch einen schmalen Gurtbogen zu verstärken, wel-
cher die Mitte und mithin die Wichtigste Stelle jenes
breiteren Bogens stützte und zugleich demselben eine ab-
gestufte und folglich belebte Gestalt gab. Dieser Bogen
bedurfte dann eines vor dem Pfeiler vertretenden Trägers
und wurde daher auf die Kapitäle der an den inneren
Pfeilerseiten angebrachten Halbsäulen gelegt. Noch nöthi-
ger Wurden solche Halbsäulen, sobald man die Schiffe
überwölbte. Dies geschah wohl zuerst in den Seiten-
schiHen. In manchen Gegenden, hauptsächlich in Frank-
reich, aber auch zuweilen in Deutschland, brachte man
über den Nebenschiffen Gallerien oder Emporen an, wie
sie in den byzantinischen Kirchen als Aufenthalt der
Frauen herkömmlich waren. Wenn man auch im Abend-
lande diese strenge Scheidung der Geschlechter nicht für
nothwendig hielt, so dienten solche -Gallerien doch ent-
weder als Sitz der Nonnen in Klosterkirchen oder als
Sängerchöre oder überhaupt zur V ergrösserung des Raums.
Unter diesen Gallerien schien dann die Anwendung des
Kreuzgewölbes sehr rathsam. Aber auch sonst waren
in diesen niedrigen Räumen die graden Decken auffallen-
der, die Gewölbe leichter ausführbar, und schon als