Gliederung
V01]
Pfäilern
und
Bögen
171
Seitenschiffe dagegen blieb es sehr fühlbar, weil hier
der wechselnden Reihe eine überall gleiche einfache Wand
gegenüber stand, die nichts enthielt, was mit den Säu-
len correspondirte. Wurde dagegen die Reihe aus Pfei-
lern gebildet, so war zwar noch keine vollkommen sym-
metrische Verbindung mit der Aussenwand hervorge-
bracht, aber doch der Gegensatz gemildert.
Dies führte auch auf eine feinere Ausbildung der
B ö gen, deren rohe, scharfkantige Leibung gegen die ab-
gerundeten und gegliederten Pfeiler in jener neuen Gestalt
contrastirte. S0 lange noch neben den Pfeilern Säulen
standen, konnte man an eine Verbindung des Bogens
mit den Stützen nicht denken. Sobald aber die ganze Reihe
aus Pfeilern mit halbsäulenartigen Ecken bestand, konnte
man die Kante des Bogens durch Einkerbung und Abrun-
dung zu einem Rundstabe umformen, dadurch die Ueber-
einstimmung von Pfeilern und Bögen erlangen, und
zugleich der Halbsäule an der Ecke des Pfeilers eine hö-
here Bedeutung verleihen, indem sie nicht mehr als ein
blosses Ornament, sondern als Trägerin des ihr entspre-
chenden Rundstabes am Bogen erschien. Die rhythmi-
sche Gruppirung und die wechselnde Symmetrie beider
Reihen war nun zwar nicht mehr so stark betont wie
sonst, dagegen hatte der perspectivische Anblick durch
diese Rundstäbe, die sich von Pfeiler zu Pfeiler hoben
und senkten, eine bisher ungekannte Lebendigkeit er-
halten").
Der Gedanke, die Säule mit dem Pfeiler zu
verschmelzen, war aber ein fruchtbarer und führte
auf einen ganz andern, wichtigem Gebrauch, indem man
die Halbsäule nicht bloss als Einkerbung der Pfeilermasse
Kloster Biirgvlin
bei Putlrich
und
in Kallenbachs Chronologie.