Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Der 
romanische 
Styl. 
ausladend und höher gebildet; der Schaft behielt eben- 
falls noch ungefähr das Höhenverhältniss der römischen 
Säule, er wurde nur stä rker verjüngt, und blieb ohne 
Schwellung. Bei dem Kapitäl dagegen bildete sich eine 
ganz neue Form, das Würfelkapitäl. Von den anti- 
ken Kapitälen waren das dorische und ionische hier ganz 
unpassend; sie beziehen sich allzudeutlich auf den graden 
Architrav; auch waren sie diesseits der Alpen fast ganz 
unbekannt. Das korinthische, das einzige aus spät römi 
scher Zeit überlieferte, entsprach aber dem jetzigen 
Zwecke wenig. Seine ausladenden Theile waren zu zart 
für den Ausdruck concentrirtei- Widerstandskraft; die 
Curve des Kelchs stand zu der Kreislinie des Bogens 
in einem ungünstigen, schwankenden Verhältnisse, indem 
sie ihr ähnlich und doch nicht gleich war, sie disharmo- 
nirte wie die Secunde in der Musik. In der byzantini- 
schen Architektur hatte sich zwar ein neues Kapitäl ge- 
bildet, das einem unregelmässigen Würfel oder einer ab- 
gestumpften und umgekehrten Pyramide glich, indem 
auf der kreisförmigen Oberfläche des Säulenstamrnes ein 
Quadrat auilag, das nun nach allen vier Seiten in schrä- 
ger Richtung, gradlinig sich erweiternd aufstieg. Allein 
ungeachtet der feinen, künstlichen Filigranarbeit, welche 
die byzantinische Kleinmeisterei an diesen Seitenflächen 
anbrachte, war dies doch nur eine sehr rohe, unorgani- 
sehe Form. Auch finden wir nicht, dass sie diesseits 
der Alpen irgendwo nachgeahmt wurde  Hier bildete 
Sieh dagegen eine andre, viel schönere Kapitälform. Sie 
bestand aus einem wirklichen Würfel mit rechtwinkligen, 
 Selbst nicht im Aachener Münster, ungeachtet der Meister 
S. Vitale in Ravenna kannte und benutzte. In S. Marco von Vene- 
dig findet sich dagegen dies byzantinische Würfelkapitäl.
	        
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