Basilikenform.
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sie erschwert aber die Aufgabe des Erzählers, gestattet
ihm nicht, ein Bild des Ganzen mit freien und dreisten
Zügen zu entwerfen, und nöthigt ihn, auch bei den ein-
zelnen Details den geschichtlichen Gang ihrer allmäligen
Entstehung zu verfolgen, und die feste Form in der
Flüssigkeit ihres Bildungsprozesses zu beobachten.
Man hat früher, ehe man das Gesetz dieser Entwik-
kelung kannte, die Wandelbarkeit dieses Styls aus der
Nachahmung byzantinischer oder arabischer Bau-
formen erklären wollen. Auch linden wir wirklich in
einzelnen Gegenden Spuren solcher Einflüsse m), und es
ist möglich, dass gewisse Formen des Abendlandes ihre
erste Anwendung einer im Orient gemachten Beobach-
tung verdanken. Indessen hebt dies die Selbstständigkeit
der Entwickelung nicht auf 5 es ist gleichgültig, 0b man
die Form, deren man bedurfte, durch freie Forschung,
oder durch Anschauung bei Andern fand. Im Ganzen war
der romanische Styl keinesweges nachahmend; er besei-
tigte selbst mehr und mehr die wenigen byzantinischen
Formen, welche in der karolingischen Epoche Eingang
gefunden hatten, und kehrte zur römischen Basilika
zurück, an welcher er dann sofort den Umgestaltungs-
prozess begann. Die Basilika war in den Gegenden
römischer Civilisation noch in guten Vorbildern erhalten,
mit ihren einfachen Ansprüchen und ihrer graden Decke
entsprach sie der geringen Kunstfertigkeit einer verwil-
derten Zeit, konnte leicht überliefert und beschrieben,
in jedem Material, selbst in Holz, aufgeführt werden.
Daher wurde denn die runde oder quadrate Gestalt, das
künstliche Wölbungssystem, welches im Aaßllner Münster
4') Nähere Daten über den Zusammenhang der abendländischen
Architektur und Malerei mit Byzanz werden weiter unten gegeben.