Das
Kreuzgewölbe.
löl
mehr das ganze Gewölbfeld, sondern nur die kurzen
Strecken zwischen den verschiedenen Gurten zu über-
spannen brauchten. Auf diese Weise war es im streng-
sten Sinne des WVortes Wahr, dass das Kreuzgewölbe
nur auf den vier Pfeilern ruhete und der Wände gar
nicht bedurfte. Diese Neuerung führte sehr bald noch
weiter. Die Diagonallinien bei der Durchschneidung zweier
'l'onnengewölbe sind nicht Halbkreise, sondern I-Ialbellip-
sen; sie geben mithin eine künstliche Curve, deren Fu-
genschnitte den Bauleutexi grosse Schwierigkeiten in den
Weg legten und welche von ihnen gern mit der bequemeren
und ihnen geläufigen Form des Halbkreises vertauscht
wurde. Dieser erhielt aber, da er die Diagonale und folg-
lich eine sehr viel grössere Linie als die Quadratseite zum
Durchmesser hatte, auch eine bedeutend grössere Höhe,
als die Quer- und Längengurten. Die Werkleute sollten
daher in einem und demselben Kreuzgewölbe zwei ver-
schiedene Kreise anwenden, und also die Gewölbsteine ilach
zwei verschiedenen Radien behauen. Auch stand nun der
Schlussstein
viel höher
sehr
als
die
Punkte
höchsten
der
Quer- und Längengurten, die Scheitel der Kappen lagen
mithin nicht mehr, wie im ältern Kreuzgewölbe, in der-
selben Ebene, sondern stiegen von dem Scheitel des
Schildbogens zum Kreuzungspunkte der Diagonalrippen
kuppelähnlich aufwärts und lasteten dadurch mehr als nöthig
auf den Schildbögen. Endlich hatte auch die quadrüte
Form des Kreuzgewölbes, die aus der Durchkreuzung
zweier gleichen Tonnengewölbe hervorging und noch bei-
behalten wurde, ihre N achtheile. Sie verursachte dass die
Kreuzgewölbe des MittelschiHes die doppelte Tiefe der Ge-
wölbe der Seitenschiße enthielten, dass sie mithin gewaltig
schwer und starker Stützen bedürftig wurden, dass ferner