Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Einleitung. 
gleichzeitig in Anspruch, ein fast unübersehbarer Reich- 
thum provinzieller Formen soll berücksichtigt, verschie- 
dene oft sich bekämpfende Einflüsse sollen gewürdigt 
werden. Allein diese im Gegenstande liegende Schwierig- 
keit ist die geringere. Die Geschichte muss Ja überall 
darauf verzichten, die Lebensfülle der Wirklichkeit zu 
erschöpfen, sie fasst. zusammen, ordnet, und es lassen 
sich auch hier Standpunkte finden, wo das reiche Bild 
sich in grossen Umrissen darstellt. 
Ein grösseres Hinderniss liegt in uns, in unserer 
Stellung grade zu jener Epoche. Das Mittelalter steht 
uns näher, als die alten Völker, wir leben noch auf dem- 
selben Boden, es sind unsere Vorfahren, mit denen wir 
zu thun haben; unsere Sprache, unsere Institutionen, 
Glaubenslehren, Gebräuche, Meinungen und Geschmacks- 
ansichten wurzeln in dieser Zeit. Dies Alles erhöhet das 
Interesse, erschwert aber eine unbefangene Betrachtung. 
Persönliche Vorliebe und Abneigung, Wünsche und Be- 
sorgnisse für Gegenwart und Zukunft mischen sich in 
die Betrachtung der Vergangenheit, und wir beurtheilen 
leicht vorzeitliche Verhältnisse nach unseren heutigen, 
oft entgegengesetzten Bedürfnissen. Daher mag es ver- 
stattet sein, dass der Schriftsteller sich gleich von vorn 
herein über den Gesichtspunkt ausspricht, unter dem ihm 
diese Zeit erscheint. 
Die Aufgabe des Mittelalters war eine ausschliesslieh 
christliche, daher können nur reinchristliche Begriife 
uns bei der Betrachtung der daraus hervor-gehenden Er- 
scheinungen richtig leiten , und vor Allem ist es ein 
Fundamentalbegriff, der hier zur Anwendung kommt, der 
der Wiedergeburt. Die Völker erlebten hier, was 
wir an allen einzelnen, tief vom Christenthunl ergriiTenen
	        
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