Das
Portal.
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des Durchganges auch praktisch vortheilhafte Form
nicht gekannt, sie war also ein freies Erzeuguiss des
Mittelalters; aber die Genesis ihres Säulensclimuckes
lässt sich bis auf die griechische Säulenhalle zurückfüh-
ren, welche im römischen Bau zum Porticus der Vorder-
seite, im Basilikenstyle zu einem auf zwei Säulen ruhen-
den, als Eingang in den Vorhof dienenden Dache zusam-
menschmolz und sich nun sogar in die Mauerschräge des
Portals zurückzog. Was früher dem A e u ss ern diente,
ist jetzt innerlich geworden und lässt sich selbst auf
der Aussenseite nur an der Gränze des Innern als Ein-
leilung und Verkündigung desselben erblicken.
Eine weitere Eigenthümlichkeit des Portals ist, dass
es nothwendig durch einen Bogen gekrönt ist, der eine
ähnliche, abgeschrägte Gliederung und einen ähnlichen
Wechsel eckiger und runder Theile hat, wie die Seiten-
wände, und sich daher als die Fortsetzung und den Abschluss
derselben zu erkennen giebt. Diese Uebersvölbung trat
auch dann ein, wenn, wie es aus guten Gründen gewöhn-
lich geschah, die Oefnnng der Thüre sich nicht bis in den
Bogenhineinerstreekte, sondern am Fusse desselben durch
einen auf einfachen rechtwinkligen 'l'hürpi'osten ruhen-
den Steinbalken bedeckt- war, so dass sich dann die
Schräge Wandvertiefung mit ihren Bögen nur wie ein
grossartiger Rahmen um die 'l'hüre selbst und das darüber
befindliche Bogenfeld (T_y1npanu1n) herumzog. Außll ill
diesem Falle war die Ueberwölbung von praktischem
Nutzen, da eine grade Bedeckung bei der grussenWVeite
der Thüre dem Drucke der obern Mauer nicht wohl wie-
derstandeil haben würde; sie hatte aber auch eine tiefere,
ästhetische Nothwendigkeit. Wenn die Seitenwand
durch ihre Abschrägung der starren rechtwinkligen Form