Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Die 
Faqade. 
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offenbarte, nämlich der Stellung des Christenthums in 
einer noch heidnischen Welt, Wo es sich abzusondern und 
seine Zugänge zu sichern genöthigt war: Schon in der 
karolingischen Zeit fiel dies fort, da nun die neugebor- 
nen Kinder getauft wurden und die Sünde nicht mehr den 
Ausschluss aus der Kirche, sondern nur die Busse in 
derselben bedingte; allein man fühlte die architektonische 
Consequenz dieser Veränderung noch nicht, und umgab 
die Kirche noch immer mit mancherlei Vorbauten. Der 
Gedanke, auch auf der Westseite eine vertretende Chor- 
nische anzulegen, hing damit zusammen, indem man den 
Porticus beibehielt, während man den von demselben um- 
schlossenen Hof nicht mehr zu benutzen wusste und 
deshalb das Gebäude in ihn hineinrückte. Erst durch 
die Feststellung des rhythmisch geordneten Plans wurde 
man auf die Bedeutung der Vorderseite aufmerksam; 
man bemerkte nun, dass die westliche, dem Chore ge- 
genübergelegene Stelle die günstigste für den Ueberblick 
des ganzen Zusammenhanges, dass daher hier der Haupt- 
eingang anzubringen sei, und dass ferner diese Wand 
allein sich eigne, die Bedeutung des Innern schon dem 
Herarmahenden zu zeigen und sie kräftig am Lichte des 
Tages auszusprechen. Die Seitenmauern und die Chor- 
Iüsche gaben sich auch im Aeussern als vermittelnde, 
einen Uebergang bildende Theile zu erkennen, nur die 
Vorderseite gewährte einen ruhigen Anblick, sie war der 
Ausgang und der Schluss dieser innern- Bewegung und 
repräsentirte daher das Ganze. Man liebte es besonders 
in der friihern Zeit des Mittelalters an der bedeutendsten 
Stelle der Faqade das Bild des Weltrichters mit den 
griechischen Buchstaben A und O, die Christus als den 
Anfang und das Ende der Dinge bezeichnen, anzubringen,
	        
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