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Das
gemeinsame
Ideah
bildet gleichsam den kräftigen Anlauf einer Bewegung,
die, am Centralquadrate gehemmt, nach beiden Seiten
überströmt und dadurch den Umschwung erhält, der sie
nöthigt nach kurzem Versuche fernem gradlixiigen Fort-
schrittes sich im Chor mit einer Kreisbewegung umzu-
wenden und in sich zurückzukehren.
Hieraus ergiebt sich eine andere Eigenthümlichkeit
des mittelalterlichen Baues, die grosse Bedeutung
der Vorderseite als einer ausgezeichneten für iden
Haupteingang bestimmten Stelle. Die griechische Archi-
tektur kannte keine Facaden, viereckig oder rund war
der Tempel auf allen Seiten gleich ausgestattet, und selbst
in dem Privathause war der Säulenhof im Innern der
wesentlichste und geschmückteste Theil, während die
Aussenwand und die Eingangsthüre unscheinbar blieben.
Die ägyptische Kunst hatte freilich ihre Pylonen und
Vorhöfe und die römische schmückte den Eingang mit
Vorhallen oder Säulenrelhen, allein überall fehlte hier der
unmittelbare Zusammenhang mit dem Gebäude selbst,
es wurde durch diese Vorbauten mehr verdeckt als ge-
zeigt. Auch in der altchristlichen Kunst verbarg sich
die Kirche noch hinter dem von einem Säulengange um-
gebenen Vorhofe; allein dieser Vorbau hatte nun schon
nicht mehr den Zweck eines falschen Prunkes, wie in der
ägyptischen und römischen Zeit, sondern War eine Folge
des Bedürfnisses, indem man die Täuilinge, Katechume-
nen und Büssenden, diejenigen also, welche aus dem
Ileidenthum hinzutraten oder in dasselbe zurückgefallen
waren, nicht in das Heiligthum selbst aufnehmen wollte
und ihnen deshalb einen äussern Raum anweisen musste.
Indessen entsprach die architektonische Form auch hier
dem Zustande, der sich in dieser kirchlichen Einrichtung