Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Das 
gemeinsame 
Ideal. 
125 
Säulenhaus, das von Säulen umgebene und getragene 
Haus bezeichnete, war eine Anschauung gegeben und 
eine eigenthümliche sehr einfache und zugleich den frü- 
heren Völkern unbekannte Form vor die Seele gestellt. 
Die Grundform der mittelalterlichen Kirchen ist minder 
eigenthümlich; es i.st die im Innern getheilte auf Pfeilern 
oder Säulen ruhende Halle, dieselbe Form, welche 
auch in der altchristlichen Basilika angewendet war, und 
Welche dem Bedürfnisse der christlichen Kirche derge- 
stalt entspricht, dass auch die spätem Jahrhunderte sich 
nicht ganz davon losgerissen haben; Die Eigenthümlich- 
keit des Mittelalters liegt also nicht in dieser Grund- 
form, sondern in der Auffassung und Ausbildung der- 
selben; es handelt sich schon hier wie bei der Schei- 
dung der beiden Style, weniger um eine äussere mate- 
rielle Gestalt, als um eine Betonung, um das hineinge- 
legte Gefühl. Es kam hier wie durchweg im Mittelalter 
nicht auf eine neue Welt, sondern auf eine Umgestal- 
tung und Erneuerung der alten an. Das Verhältniss 
zur altchristlichen Basilika liesse sich vielleicht damit 
bezeichnen, dass das Streben des Mittelalters, im Gegen- 
Satze gegen die unausgebildete, auf die organische 
Basilika gerichtet war; aber ich müsste dann sogleich 
hinzufügen, dass das "Organische" hier in einem eigen- 
thümlichen Sinne zu verstehen sei. Auch die griechische 
Architektur ist organisch durchbildet, und vielleicht 
im höchsten Sinne des Wortes, ihre Glieder verbinden 
sich zu einem lebensvollen Körper und selbst das leich- 
teste Ornament ist von demselben Geiste durchdrungen. 
Fragen wir aber nach dem Organischen, Wie es Sich in 
der Natur zeigt, so finden wir keine Aehnlichkeitä alle 
Hallptformen sind vielmehr anorganisch, steoremetrisch
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.