Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Verschiedene 
Style. 
römischen Architektur 
beibehalten 
und Wendet 
den Rund- 
bogen an, die andere ist höchst eigenthümliclz, von der 
Antike in allen Stücken abweichend und hat in dem aus- 
schliesslichen und consequenten Gebrauche des Spitz- 
b ogen s ein leicht fassliches, wenn auch nicht erschö- 
pfendes Kennzeichen. In der Benennung dieser Style 
hat man geschwankt; der Sprachgebrauch scheint sich 
jetzt dahin festzustellen, jene erste Bauweise mit dem 
Namen des romanischen, die zweite mit dem des 
gothischen zu bezeichnenäi). 
 Den romanischen Styl nannte man früher byzantinisch 
oder auch wohl lombardisch , in der irrigen Voraussetzung, dass 
er in Byzanz oder in der Lombardei entstanden und von da iu unsre 
Länder gekommen sei, oder bezeichnete ihn, weil bei gewissen dazu 
gehörigen Bauten sich nichts aufzeigen lässt, was ein charakteristi- 
scher Bestandtheil der antiken Architektur wäre, mit dem unbestimm- 
tern Namen des Vorgothischen oder des Bundbogenstyls. 
Indessen ist der Name: rom anisch ohne nachtbeilige Nebenbedeu- 
tung und besser geeignet, einen gleichförmigen Sprachgebrauch her- 
beizuführen. Derselbe Grund spricht für die Beibehaltung des Wor- 
tes: Guthisch. Allerdings war dies zuerst ein Ausdruck der Ge- 
ringschätzung, welchen die Italiener des 16. Jahrh. von allen Arbei- 
ten des Mittelalters mit Beziehung auf die Gothen als die vermeint- 
lichen Zerstörer des guten antiken Geschmacks in Italien, brauchten. 
Allein man darf sich nicht; wundern, wenn auch hier wie in andern 
Fällen der ursprünglich ungünstige Name sich mit veränderter Be- 
deutung erhält. Ein Missverständniss ist nicht zu befürchten, da 
Jedermann weiss, dass dieser erst im 13. Jahrh. ausgebildete Styl 
nicht von den alten Osli- oder Westgothen eingeführt ist, und das 
phantastische und unhistorische Wort ist wohl geeignet, den allgemei- 
nen, keiner vereinzelten Nation allein angehörigen Ursprung, so wie 
den phantastischen Charakter des Styls und endlich auch seine Be- 
ziehung zu uns und die verschiedenen Beurtheilungen, die er inneuerer 
Zeit erfahren hat, anzudeuten. Auch hat man noch keinen passen- 
dern Namen vorzuschlagen gewusst. Der des deutschen Styls, 
den man bei uns gebraucht hat, ist unrichtig, da wir jedenfalls nicht 
grössere Ansprüche daran haben, als die Franzosen; die von den 
Engländerin gebrauchten Bezeichnungen sind von besondern Eigenthiim- 
lichkeiten ihrer Specialgeschichte entlehnt, und daher nicht auf den
	        
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