Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Architektur 
des 
Mittelalters. 
höchst verschiedene Nationen umfasste, dennoch das 
Räumliche untergeordnet. Zwar findet sich eine grosse 
Mannigfaltigkeit der Formen, und das klimatische Element 
hat wohl einigen Einfluss darauf, aber Persönlichkeiten 
und andre Zufälligkeiten wirken noch stärker ein und die 
Variationen sind zu schwankend, um sich zu Gattungen 
zu gliedern. Hier wie auch sonst in der Geschichte des 
Mittelalters ist das Mittelglied zwischen demAllgemei- 
nen, der ganzen Christenheit angehörigen, und dem 
völlig Individu ellen schwer zu entdecken. 
Dagegen finden sich verschiedene Baustyle d er 
Zeit nach aufeinanderfolgend, die Bauten der verschie- 
denen Perioden unterscheiden sich in allen Ländern fast 
in gleicher Weise, der Fortschritt ist ein gemeinsamer. 
Die Christenheit bildete auch hier ein Ganzes; sie hatte 
sich von dem Haften an der Nationalität losgesagt, sie 
strebte nach dem Vollkommenen mit Bewusstsein, und 
dies Bestreben vereinigte die Länder. Dazu kam, dass 
das architektonische Ideal, welches dem Geiste vor- 
schwebte, ein höchst künstliches war und eine schwie- 
rige Struetur in Anspruch nahm; man musste nach Mit- 
teln suchen, und ergrilf gern, was in andern Ländern ge- 
funden wurde. Das Grundprincip des jedesmaligen Styls 
ist daher allen Völkern des christlichen Verbandes 
gemeinsam; die klimatischen oder historischen Eigen- 
thümlichkeiten verbergen sich dem Auge, wenn sie mit 
diesem Princip harmoniren, und treten nur dann hervor, 
wenn dies Weniger der Fall ist, also meistens als Incon- 
sequenzen oder Unvollkommenheiten. In gewissem Sinne 
hat jedes Land seine besondere Baugeschichte, weil in 
jedem die verschiedenen Formen bald früher bald später, 
bald durch ursprüngliche Erzeugung bald durch Mittheilung
	        
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