Mathematische
Symbolik.
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Lichte unverhüllt zeigen, nicht gleichgültig bleiben. Je-
ner Gedanke, den Roger formulirte, lag ihr unbewusster-
weise zum Grunde; sie beruhete auf einer der Perspeotive
ähnlichen Vorstellung, indem sie sich Gott als den
strahlenden Mittelpunkt des Universums dachte und die
grössere oder geringere Bedeutsamkeit der Dinge wie die
abnehmende Kraft gebrochener und reflectirter Licht-
strahlen auffasste. Daher trat auch, je mehr sie ausge-
bildet wurde, diese perspectivische Beziehung immer
deutlicher hervor, wie sie denn in Dante's Paradies fast
unverhüllt ausgesprochen ist. Mindestens aber gab die
Form des logischen Schlusses, der ja ebenfalls die An-
tithese durch mehrfache Beziehungen vermittelt und so
einem Abschlusse entgegenführt, eine Erinnerung an
jenen tiefem Gedanken der perspectivischen Herleitung
aller Dinge aus Gott und wurde schon deshalb mit Vor-
liebe behandelt.
Jede dieser wissenschaftlichen Bestrebungen enthielt
also eines der Elemente, welche die symbolische Welt-
ordnung verschmelzen wollte; die Encyklopädie die Fülle
des irdischen Stoffes, die Mystik den Gedanken der vol-
len ungetrübten Einheit, die Scholastik und die Mathe-
matik das Gesetz der Form, unter welcher die Mannigfal-
tigkeit auf eine Einheit zurückgeführt werden konnte.
Alle zusammen gaben daher eine Anregung, sich das
Ganze vorzustellen, aber auch zugleich den Beweis, dass
es auf dem Gebiete des Wissens keine Gestalt gewinnen
könne, weil jedes dieser Elemente in seiner Einseitigkeit
die anderen ausschloss.
Nur
durch
die
Kraft
des
individuellen
Gefühls
konnten sie also verschmolzen werden; aber die gewöhn-
lichen Aeusserungen desselben waren zu unvollkommen,
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