Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Mathematische 
Symbolik. 
lehrt er, entständen durch die Einwirkung der thätigen 
Kräfte auf die leidende Materie und durch die weitere 
Wechselwirkung, welche von diesen ersten Erzeugnissen 
ausgehend die Arten und Eigenschaften der Dinge her- 
vorbringe. Die Gesetze dieser Wechselwirkung könne 
man am Lichte erkennen, während sie doch im ganzen 
Weltgebäude dieselben sein müssten, so dass die Per- 
spective das Mittel zur Erkenntniss von allem Uebrigen 
werde?) 
Das 
wurde 
sie 
in 
ihrer 
wissenschaftlichen 
Gestalt 
nun freilich nicht; die mathematischen Studien gediehen 
nicht, so lange die Scholastik blühte. Beide waren der 
Methode nach völlig übereinstimmend, atomistisch, verstän- 
dig, strenge beweisend und in Schlüssen fortschreitend; 
sie unterschieden sich nur durch die Axiome, von denen sie 
ausgingen. S0 lange man aber jene Methode auf die inhalt- 
schweren Lehren der Schrift anwendete, konnte man sich 
nicht entschliessen, sich mit den stolfarmen Grundsätzen, 
in denen die Mathematik ihren festen Boden hat , blei- 
bend zu beschäftigen. S0 weit ging die Abstraction 
nicht, man verlangte reichern, kräftigem Stoff, eine un- 
mittelbare Beziehung auf die Persönlichkeit Gottes und 
auf die menschliche Natur. 
Aber die Symbolik, welche in der Beschaffenheit des 
Lichts das beste Gleichniss für Gottes Wirken erkannte, 
konnte gegen die mathematischen Gesetze, die sich im 
 Nach dem Mäuuscripte mitgetheilt von Wood Histor. Uni- 
Vers. Oxon. I. 122: Omnia universim sciri per perspeclivann. 
Quoniam omnes actiones rernm üunt secundum specierum et virtutum 
multiplicationem ab agelnlibus hujus mundi in materias patientes; et 
yeges hujusmodi mlntiplioationum non sciuntur nisi a perspectiva, 
nec alibi sunt traditae adhuc, cum lameln non solum sint commlmeg 
actioni in Visum, sed in omnem sensum et in totam mundi machinam 
et in coelestibus et in inferioribus.
	        
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