Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Mathematische 
Symbolik. 
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aus den verborgenen Kreisen der Mystiker beständig eine 
wohlthätige Wärme in das Leben über, die es vor der 
Erstarrung in uscholastischer Form bewahrte. 
Die scholastische Philosophie und die Mystik Waren 
in der That Gegensätze; jene zersplitterte das einige 
Wesen des Gedankens, während diese die nothwendigen 
Unterschiede aufhob. Allein dennoch waren beide der 
Symbolik unentbehrlich. Sie hatte die Voraussetzung jener 
innern Einheit, weiche die Mystik lehrte, zur Grundlage, 
aber ihre Form war die des logischen Schlosses, welchen 
die Scholastik feststellte. Jene war nöthig, um ihr 
Wärme und Lebendigkeit zu erhalten, diese um Bild und 
Gedanken scharf zu sondern und die Reinheit ihres Ein- 
klangs zu sichern. Es war hier dasselbe Bedürfniss, 
welches auf sittlichem Boden die Hinneigung zu festen 
Standesregeln erzeugte; das weiche Gefühl suchte einen 
festen Ilalt. Die Symbolik, so innig man auch von ihrer 
Wahrheit, im Allgemeinen überzeugt war, beruhete doch 
im Einzelnen auf blosser Vermuthung, die leicht als ein 
Willkürliches Spiel mit dem Heiligen erscheinen konnte, 
wenn sie sich nicht in strenge Form kleidete, gleich- 
sam mit feierlichen, gemessenen Schritten sich dem Al- 
tare näherte. 
Fast hätte man eine Wissenschaft gefunden, welche 
mit innerer Consequenz das mystische Element und die 
scholastische Strenge verband, nämlich die Mathema- 
tik oder doch die mathematische Physik. Wir finden 
eine merkwürdige Stelle des berühmten Roger Baco, 
welche darauf hindeutet. Indem er nämlich die Optik, 
die er mit dem Namen Pcrspective bezeichnet, neu 
begründen und einführen will, schildert 91' Sie als das all- 
gemeine Bild göttlicher Wirksamkeit. Denn alle Dinge,
	        
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