Die
Encyklopädie.
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symbolischen Rücksichten beruhenden Systeme zusammen
zu stellen. Es scheint meiner Aufgabe förderlich ein Bei-
spiel solcher Behandlung zu geben, um daran den Um-
fang dieser WVeltanschauung zu zeigen.
Ich wähle dazu das Speculum majus des Vincen-
tius von Beauvais aus dem 13. Jahrhundert, der obgleich
Möncli, dennoch nicht ganz in klösterlieher Einsamkeit,
sondern als Erzieher der Kinder Ludwigs IX. in der
Nähe des Hofes lebte.
Er nennt sein Werk S peculum, einenSpiegel, weil
es gleichsam ein Bild der Welt gebe, oder weil er darin
Alles, was der Spiegelung oder der Erforschung (denn
das Wort giebt diesen Doppelsinn) würdig sei, zu ver-
einigen gesucht habe Bei der Ordnung, sagt er in der
Vorrede, habe er sich an die der heiligen Schrift gehal-
ten, welche erst vom Schöpfer, dann von den Geschöpfen,
dann vom Falle und der Erlösung der Menschen handle. E!
sei auch dem Plato gefolgt, der (wie man sage) die Philo-
sophie in die der Natur, des Geistes und der Sittlichkeit
(naturalis, raticnalis, moralis) eingetheilt habe. Wer recht
nachdenke, könne dies auch auf Gott beziehen, welcher
die Ursache aller Natur, das Licht aller Einsicht, das
Ziel aller Handlungen sei. Daher theilt er denn sein
grosses Werk in drei Theile, in das Speculum naturale,
doctrinale und historialeäiäk).
Den "Naturspiegel" beginnt er mit derKenntniss des
Vinc. Bellov. Spec. maj. im Prolog: Speculum quidem eo, qlwd
quiclquid fere speculatione i. e. admiratione dignum in mundo visibili
et invisibili colligere putui, in uno loco breviter continetur.
Speculum vel imago mundi.
Die vierte Abtheilung, welche spätere Manuscripte und die
gedruckten Ausgaben enthalten, das Speculann morale ist als ein
unlergeschobener, im 14. Jahn-h. verfasster Zusatz anerkannt.