Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Realisten 
und 
Nominalistexl. 
Einklang bringen sollten  Allein ihr Bemühen war 
vergeblich, der Streit wiederholte sich stets unter anderen 
Formen, er hörte nicht eher auf, als bis der Geist des 
Mittelalters selbst unterging  
Im Ganzen war indessen der Realismus vorherrschend, 
er sagte der Theologie, man kann sagen der Andacht des 
Zeitalters, am meisten zu. Die Universalien erschienen 
als Vorstände einer ganzen Klasse von untergeordneten 
Abstractionen und wirklichen Dingen, sie waren daher 
in der That ganz ähnliche Begriiie wie die Tugenden, 
und man hätte sie, wenn sie etwas weniger unpraktisch 
gewesen wären, ebensogut wie diese den Engeln anrei- 
hen können. Aber auch abgesehen von der religiö- 
sen Beziehung führte schon die Form des scholastischen 
Denkens auf dasselbe Resultat. Wenn man den Sätzen 
in ihrer festgestellten Form eine unbedingte, nicht von 
der Subjectivität abhängige Wahrheit zuschreibt, wie 
historischen Nachrichten, ist es in der That consequent, 
auch die Begriffe , welche als Subjecte in diesen Sätzen 
erscheinen, als geistige Individualitäten und selbstständige 
Existenzen zu bezeichnen. Dies lag so sehr im Wesen 
des scholastischen Denkens, dass auch die Nominalisten 
selbst in ein ähnliches realistisches Verfahren verfielen. 
Indem sie die feinsten Abstractionen, z. B. Wesenheit, 
Qualität, Verhältniss , Handlung , Leiden u. s. f. aus 
4') S0 milderte Thomas von Aquin die Behauptung der Realität 
dadurch, dass er den Universalien nur ein esse immateriale zuschrieb. 
Tennemann a. a. 0. S. 560. 
 S0 erklärten noch auf demsKetzergericht über Johann von 
Wesel im J. 1479 die theologischen Beisitzer: Si universalia quisquanx 
realia negaveril, existimatur in spirimm sanctum peccavisse, immo 
contra. Deum, comra religiunem christiannm deliquisse. Ullmauu Job. 
Wessel. S. 119.
	        
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