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Realisten
und
Nominalistexl.
Einklang bringen sollten Allein ihr Bemühen war
vergeblich, der Streit wiederholte sich stets unter anderen
Formen, er hörte nicht eher auf, als bis der Geist des
Mittelalters selbst unterging
Im Ganzen war indessen der Realismus vorherrschend,
er sagte der Theologie, man kann sagen der Andacht des
Zeitalters, am meisten zu. Die Universalien erschienen
als Vorstände einer ganzen Klasse von untergeordneten
Abstractionen und wirklichen Dingen, sie waren daher
in der That ganz ähnliche Begriiie wie die Tugenden,
und man hätte sie, wenn sie etwas weniger unpraktisch
gewesen wären, ebensogut wie diese den Engeln anrei-
hen können. Aber auch abgesehen von der religiö-
sen Beziehung führte schon die Form des scholastischen
Denkens auf dasselbe Resultat. Wenn man den Sätzen
in ihrer festgestellten Form eine unbedingte, nicht von
der Subjectivität abhängige Wahrheit zuschreibt, wie
historischen Nachrichten, ist es in der That consequent,
auch die Begriffe , welche als Subjecte in diesen Sätzen
erscheinen, als geistige Individualitäten und selbstständige
Existenzen zu bezeichnen. Dies lag so sehr im Wesen
des scholastischen Denkens, dass auch die Nominalisten
selbst in ein ähnliches realistisches Verfahren verfielen.
Indem sie die feinsten Abstractionen, z. B. Wesenheit,
Qualität, Verhältniss , Handlung , Leiden u. s. f. aus
4') S0 milderte Thomas von Aquin die Behauptung der Realität
dadurch, dass er den Universalien nur ein esse immateriale zuschrieb.
Tennemann a. a. 0. S. 560.
S0 erklärten noch auf demsKetzergericht über Johann von
Wesel im J. 1479 die theologischen Beisitzer: Si universalia quisquanx
realia negaveril, existimatur in spirimm sanctum peccavisse, immo
contra. Deum, comra religiunem christiannm deliquisse. Ullmauu Job.
Wessel. S. 119.