Realisten
und
Nominalisten.
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den gewaltigen Unterschied der modernen Weltaulfassung
von der des Mittelalters aufzudecken, als eben dieser
Streit. Wir begreifen kaum , wie es möglich ist, über
Existenz oder Nichtexistenz dieser Gemeinbegriife zu
zweifeln; wir wissen, dass sie eine relative Wahrheit
haben, und daher nicht leere Namen sind, dass sie aber
aus dem einheitlichen Wesen des Gedankens nicht her-
austreten, und nicht selbstständig existiren, sondern nur
als Wellen des grossen Geistesstromes vorübergehend
auftauchen und wieder darin verfljessen. Nicht so das
Mittelalter; ihm war dieser Zweifel eine Lebensfrage.
Die Lehre der Nominalisten schien den Theologen bedenk-
lich, man befürchtete, dass durch dieselbe das geistige
Wesen sich als eine unterschiedslose Substanz gestalten
würde, man argwöhnte sogleich eine schädliche Anwen-
dung auf die Lehre von der Trinität; der Nominalismus
wurde daher auf Synoden geprüft und der Ketzerei be-
schuldigt Allein ebenso qkonnte der Realismus auf
widersinnige und unchristliche Consequenzen getrieben
werden im). Andere stellten daher vermittelnde Formeln
auf, welche die Schroffheit beider Doctrinen mildern und
sie mit den Wahrheiten der Religion und der Natur in
man muss dann nicht vergessen, dass die feinen geistigen Ideen der
Griechen bei den Scholastikenl zu festen Gestalten erstarrten.
Tenuennanln a. a. O. S. 174. Weltkluge Männer betrach-
teten daher diese Lehren als eine Unvorsichtigkeit. S0 Otto von
Freisingeu (de gesLFrid. I. c. 47) von Abälard (der doch selbst als
Gegner des änsserstenNominalismus auftrat): Sententiann ergo vocum
s. nominu m in naturali lenens facultate non cau te 'l'heologiae ad-
miscuit.
M) So erfahren wir von Johann von SalisburY: dass es Real"
am numero esse
slen gab, welche annalnnen: rem umversalem aut unA
aut omnino non esse Tennemann a. a. 0- 5' 34m Sw "elgte" "m"
hin zum Pantheislnus.