Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Mischung 
Historischen 
Symbolischen. 
97 
nächst vorhergegangenen Zeit angehörten. Denn auch in 
den Begebenheiten des Tages ahnete man ein beständi- 
ges Eingreifen höherer Mächte, ein Geheimniss, das 
wichtiger und interessanter war als die gemeine Erschei- 
nung an sich selbst. Auch sie umgab ein poetischer 
Duft, welcher die Härte der Wirklichkeit milderte und 
dem Gewöhnlichen einen Schein des Wunderbaren lieh. 
Alle die Umstände, welche das praktische Leben unsi- 
cher und mangelhaft machten, die Haltungslosigkeit ß-der 
Charaktere und die Zufälligkeit der Ereignisse, Waren 
dieser poetischen Stimmung förderlich, und selbst die ge- 
ringe Kenntniss der Natur, indem sie eine scharfe Auf'- 
fassung des wirklichen Hergangs erschwerte," gestattete 
der Phantasie eine grössere Einwirkung. Wenn hierdurch 
die historischen Gestalten an der idealen Freiheit der 
überirdischexl Wesen Theil nahmen , so hatten andrerseits 
diese ein historisches Element. Denn vermöge des über- 
all vorherrschenden traditionellen Charakters dachte man 
sich auch die Engel und selbst die allegorischen Perso- 
niücationen nur in herkömmlicher, überlieferter Form. 
Es gab keine Scheidewand; Idee und Wirklichkeit gin- 
gen beständig in einander über , und die Erscheinungen, 
welche sich nicht in solcher Weise auffassen liessen, 
also namentlich die der unmittelbaren Gegenwart, wurden 
in höherer ideeller Beziehung so gut wie gar nicht be- 
rücksichtigt  
Wie tief diese Mischung des Idealen und Realen in 
der Auffassung des Mittelalters begründet war, ßrkßlllli 
 So sind in den Gedichten des Alanus und in den Tfillmilhen 
des Petrarcn eine Menge historischer Gestalten, aber T381 alle sind 
aus der nntiken Geschichte genommen. Nur Dante macht bekanntlich 
eine Ausnahme von dieser Regel. 
lV. 7
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.