Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Allegorische 
Personen. 
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götter wankte und selbst die Vertheidiger des Heiden- 
thums sie nur durch symbolische Deutung zu halten 
suchten, die allgemein verbreitete geworden. Sie war 
auch den römischen Christen weniger feindlich; es liessen 
sich selbst Argumente für das Christenthum daran knüp- 
fen, und manche dieser Gestalten blieben als herge- 
brachte Bilder für den Ausdruck gewisser Verhältnisse 
und Eigenschaften im Gebrauch. Besonders die christ- 
lichen Dichter und Schriftsteller adoptirten diese allego- 
rischen Persönlichkeiten gern, weil sie ihnen einen leicht 
zu handhabenden poetischen Apparat boten und ihrer 
lehrhaften Absicht dienten. Mehrere dieser Schriften er- 
langten nun in den Studien des Mittelalters eine grosse 
XVichtigkeit. Dahin gehörten besonders die Psychomachia 
des Hymnendichters Prudentius  405), und das s. g. 
Satyrikon des Marcianus Capella (461), die beide als 
Schulbücher gebraucht wurden und in hohem Ansehn 
standen. Hier treten nun die Tugenden und Laster, die 
sieben freien Künste und eine Menge andrer allegorischer 
Personilicationen handelnd aufl Diese Gestalten hatten 
daher einen historischen Boden, sie beruheten auf einer 
ehrwürdigen Tradition, und wenn man auch wusste, dass 
die Werke, in denen sie vorkamcn, nur Dichtung, nicht 
Wirkliche Geschichte enthielten, so war man doch zu 
sehr gewöhnt, der schriftlichen Ueberlieferung zu glauben, 
um ihnen jede Realität abzusprechen. In der That rei- 
hete sich die Vorstellung solcher Wesen sehr leicht an 
die der Engel an. Man wusste dass die Engel unzähl- 
bar, dass sie in viele Ordnungen getheilt und ihnen VET- 
sehiedene Geschäfte überwiesen seien, dass einige von 
ihnen Einzelnes, andere Allgemeines zu leiten hatten. 
Man fand sogar, dass einer ihrer Chöre den Namen
	        
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