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Dämonische
Wesen.
niemals in wahrer Gestalt, da er sich meistens nur im
nächtlichen Dunkel zeigte, so behielt auch diese Vor-
stellung etwas Schwankendes.
An die Engel und Teufel reihte sich eine grosse
Schaar anderer Mittelwesen, die man sich weniger mächtig
als jene, aber doch, wenigstens in einzelnen Kräften,
mächtiger wie Menschen vorstellte. Ohne Zweifel
stammten sie grossentheils aus heidnischer Zeit. Es ist
natürlich, dass der Glaube an fabelhafte Wesen, welcher
durch viele Generationen geheiligt ist, nicht sogleich
mit der Bekehrung schwindet. Man wagt es nicht, die
Berichte der Vorfahren als blosse Einbildungen zu ver-
werfen, man fasst sie nur anders auf, man läugnet die
Göttlichkeit, nicht die Existenz jener Phantome. So
hatten selbst die Kirchenvater sich gegen die antiken
Götter verhalten, sie sprachen von ihnen als von feind-
lichen Dämonen und gestanden ihnen daher sogar ein
iibermenschliches Wesen zu i). Ebenso verfuhren die
Apostel der germanischen Heiden, sie liessen die Be-
kehrten die Götter abschwören, und erhielten diese da-
durch in der Erinnerung des Volkes, das dann in der
Lehre von Engeln und 'l'euf'eln einen Anhaltspunkt fand,
um diese hergebrachten Gestalten mit seinen christlichen
Begriffen in Verbindung zu bringen. In diesen aus dem
Naturcultus der heidnischen Zeit herstammenden Sagen
war die Eigenthümlichkeit der Gegenden ausgeprägt;
was sich in Berg und Thal, an Strömen und in Sümpfen
nächtlich regte, was in Heerden und Häusern Räthselhaftes
von-fiel, war hier gestaltet und poetisch ausgeprägt, und
Volks
des
können, wenn die Vorslellalng de
geslellt gewesen wäre.
Ü _Eine Reihe von Beispivlen
nicht
schon
vorher fest-
Piper
bei
118.