Dämonische
WVesen.
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In nothwendigem Gegensatze zu den Engeln stan-
den .die Teufel; die Schrift erwähnt ihrer oder setzt
sie voraus, freilich ebenso und noch mehr wie bei den
Engeln ohne nähere Nachricht von ihrem Wesen zu
geben. Da man sie als abtrünnige Engel ansah, so muss-
ten sie diesen gleichen, aber mit kßllllbarßr Entstellung.
Wenn diese als reinere Wesen schöner als Menschen
gedacht wurden, so mussten der Satan und seine Ge-
nossen, als absolut böse, hässlicher sein. Die Kirche
verschmähete es, sich mit dem Bilde des Feindes zu
beflecken, sie deutete ihn höchstens sinnbildlich an,
nach Anleitung der Schrift, als die Schlange, welche
die ersten Aeltern verführte, als den alten Drachien,
der uns zu verschlingen droht, als den Löwen, der
brüllend und drohend umhergeht. Dem Volke, das sich
gegen seine Versuchungen zu wahren hatte, genügte
dies nicht, seine Furcht malte ihm ein Bild vor, das
allmälig durch vermeintliche Erscheinungen und deren
Mittheilung sich in der Phantasie mehr und mehr fest-
stellte. Als ein Gegenstand des Schreckens wurde Satan
unnatürlich und wild, als der Meister sinnlicher Ver-
suchung halbthierisch gedacht; man setzte seine Erschei-
nung daher aus Thier und Menschenformen mannigfaltig
Zusammen, so dass sie etwa den Satyrn der römischen
Mythologie glich i). Da aber der Geist der Lüge sich
i") Die Erzählung des Eremilen Paulus im 4. Jahrlr, dem ill
der NViistc ein satyrartiger Mensch erschien, konnte wohl schwerlich
auf die Bildung dieser Vorstellung führen, da Hieronymus selbst die
Möglichkeit inissgestalteter Menschen dieser Art aus der Erfahrung
nachzuweisen und so die Erscheinung wahrscheinlicher zu machen
versucht. (Piper a. a. O. S. 405). Die spätere Kunst des Mittel-
allers bediente sich gradezu der antiken SatYYgestalt zur Darstel-
lung des Teufels (Nicolo Pisano), sie hätte dies aber nicht thun