Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Dämonische 
WVesen. 
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In nothwendigem Gegensatze zu den Engeln stan- 
den .die Teufel; die Schrift erwähnt ihrer oder setzt 
sie voraus, freilich ebenso und noch mehr wie bei den 
Engeln ohne nähere Nachricht von ihrem Wesen zu 
geben. Da man sie als abtrünnige Engel ansah, so muss- 
ten sie diesen gleichen, aber mit kßllllbarßr Entstellung. 
Wenn diese als reinere Wesen schöner als Menschen 
gedacht wurden, so mussten der Satan und seine Ge- 
nossen, als absolut böse, hässlicher sein. Die Kirche 
verschmähete es, sich mit dem Bilde des Feindes zu 
beflecken, sie deutete ihn höchstens sinnbildlich an, 
nach Anleitung der Schrift, als die Schlange, welche 
die ersten Aeltern verführte, als den alten Drachien, 
der uns zu verschlingen droht, als den Löwen, der 
brüllend und drohend umhergeht. Dem Volke, das sich 
gegen seine Versuchungen zu wahren hatte, genügte 
dies nicht, seine Furcht malte ihm ein Bild vor, das 
allmälig durch vermeintliche Erscheinungen und deren 
Mittheilung sich in der Phantasie mehr und mehr fest- 
stellte. Als ein Gegenstand des Schreckens wurde Satan 
unnatürlich und wild, als der Meister sinnlicher Ver- 
suchung halbthierisch gedacht; man setzte seine Erschei- 
nung daher aus Thier und Menschenformen mannigfaltig 
Zusammen, so dass sie etwa den Satyrn der römischen 
Mythologie glich i). Da aber der Geist der Lüge sich 
i") Die Erzählung des Eremilen Paulus im 4. Jahrlr, dem ill 
der NViistc ein satyrartiger Mensch erschien, konnte wohl schwerlich 
auf die Bildung dieser Vorstellung führen, da Hieronymus selbst die 
Möglichkeit inissgestalteter Menschen dieser Art aus der Erfahrung 
nachzuweisen und so die Erscheinung wahrscheinlicher zu machen 
versucht. (Piper a. a. O. S. 405). Die spätere Kunst des Mittel- 
allers bediente sich gradezu der antiken SatYYgestalt zur Darstel- 
lung des Teufels (Nicolo Pisano), sie hätte dies aber nicht thun
	        
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