Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Verfall 
des 
römischen 
Reichs. 
figuren, gleichsam Zuschauer der dargestellten Ereignisse. 
Doch liebt man der Darstellung, auch da wo der Gegen- 
stand nicht dazu nöthigte, einen Hintergrund zu geben, 
entweder von mancherlei Baulichkeiten (wo dann thor- 
artige Oeßnungen zwischen Thürmen den Mittelpunkt 
einer einzelnen Darstellung anzeigen und mithin dazu 
dienen die Gruppen zu unterscheiden) oder von Bäumen 
oder Weinlaub. Bei einigen Gegenständen ist die Dar- 
stellung mehr natürlich; namentlich bei dem Durchgange 
durch das rothe Meer und in der Geschichte des Jonas 
sind die Wellen des Meeres immer in breiter Ausdehnung 
gegeben. Dagegen sind in andern Fällen Personificationen 
nicht verschmäht; so kommt bei der Himmelfahrt des 
Elias der Flussgott Jordan ganz in heidnischer Weise, 
als kräftiger Greis mit der Wasserurne vor. Oft sind 
auch die Gestalten von verschiedener Dimension; die 
Kranken bei den evangelischen Wundern, die Juden an 
der Quelle des Moses und ähnliche Nebenfiguren sind 
kleiner als die Hauptgestalten. Meistens enthalten die 
Compositionen nur wenige Gestalten und drücken ihren 
Gegenstand wie mit einer Abbreviatur in typisch her- 
gebrachten Formen aus. So ist Lazarus bei seiner Er- 
weckung stets von Tüchern umwickelt, meistens in der 
geöffneten Thüre des Grabes stehend, Noahis Arche im- 
mer als ein viereckiger Kasten gebildet, die Vermehrung 
der Brodte beständig durch mehrere gefüllte Körbe, die 
neben Christus am Boden herumstehen, angedeutet. Der 
geheilte Gichtbrüchige trägt immer sein Bett. Auf eine 
künstlerische Mannigfaltigkeit, auf Neuheit der Auffassung 
war es durchaus nicht abgesehen, man wählte vielmehr 
die bekanntesten Formen um nicht missverstanden zu 
werden.
	        
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