Verfall
des
römischen
Reichs.
an der sinnlichen Schönheit der Dinge hängen, sondern
sich zum Innern und Geistigen erheben solle. Bei einer
solchen Ansicht musste auch die bildliche Darstellung des
Heilandes nothwendig mehr eine symbolische Bedeutung
erhalten, und es ist begreiflich, dass man einer vermeint-
lichen Bildnissähnlichkeit geflissentlich vorzubeugen suchte.
Ebensowenig findet sich ein Bildniss der Jimgfrau Maria
in den Katakomben. Zwar glauben Manche i?) gewissen
weiblichen Gestalten, welche im langen Gewande, mit
betend aufgehobenen Händen nicht selten vorkommen,
diese Bedeutung beilegen zu müssen. Indessen sehen
wir solche Frauengestalten oft in der Mehrzahl neben-
einander, oft mit betenden Männern vermischt, so dass
die Bedeutung wohl keine so individuelle sein kann. Man
wird dadurch vielmehr wohl nur einen Ausdruck des Ge-
bets oder der Frömmigkeit der Gemeinde, und, namentlich
auf Sarkophagen, ein freilich nicht grade genaues Porträt
der Verstorbenen beabsichtigt haben. Abgesehen von der
Aehnlichkeit scheint übrigens gar keine Scheu vor der
bildlichen Darstellung der heiligen Gegenstände in diesen
Gemeinden geherrscht zu haben. Dies zeigen nicht bloss
die vielen Darstellungen des Heilandes, sondern selbst
Gott Vater (der gewöhnlich bei dem Opfer Abrahams,
den Gesetztafeln u. s. w. nur durch die aus den Wolken
herausgreifeirde Hand dargestellt ist) ist einmal bei dem
a) S0 auch Hirt (Jahrb. f. wissensch. Kritik 1827 n. 126).
S. dagegen solche Gestalten in der Mehrzahl bei Agincoxirt. Sculpt.
lah. VII. 2. 4. Unzweifelhaft ist die Jungfrau abgebildet beidem
freilich seltenen und ohne Zweifel späteren: Gegenstande der Anbetung
der Könige. Aginc. a. a. O. tab. VII. n. 10. VIII. n. 13. Vielleicht
ist auch die wahrscheinlich symbolische Darstellung einer Frau, Wel-
che Federvieh füttert, als Gegenstück {des guten Hirten (a. a. O. tah.
VIII. n. 12.) auf sie zu beziehen. Eigentliche Bildnisse linden sich
in den Katakomben nicht.